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In „Mary’s Keramik Café“ können die Gäste bei einer Tasse Kaffee oder Tee und einem Stück Kuchen kreativ werden und Porzellan bemalen. Die Idee hat Gründerin Marina Hillary aus England mitgebracht.

Mutige Gründerinnen: Marina Hillary – die Kreative

Ein Café, in dem man nicht nur einen Kaffee oder Tee trinkt oder ein Stück Kuchen isst, sondern Keramikteile bemalen kann – das ist die Geschäftsidee von Gründerin Marina Hillary. Seit Oktober vergangenen Jahres betreibt die gelernte Hotelfachfrau das „Mary’s Keramik Café“ in Borchen. Sie ist die zweite Unternehmerin, die wir in unserer neuen Serie „Gründerinnen-Geschichten“ vorstellen.

von Silke Goller

Idee aus England mitgebracht

Viel Handarbeit und Liebe zum Detail stecken in dem gemütlich eingerichteten Café – die Gründerin Marina Hillary hat hier viele Fundstücke vom Flohmarkt zusammengetragen und selbst restauriert, darunter alte Garderoben, eine Kommode sowie einen Büffetschrank und dem lichtdurchfluteten Raum ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Eine Mischung aus Vintagemöbeln, kombiniert mit liebevoll bemalten Keramikteilen aus eigener Herstellung. Auf jedem Tisch findet sich ein handbemalter Krug mit Blumen, an den Wänden hängen Teller und Uhren. Im Mittelpunkt steht ein großes Regal mit weißen Keramikteilen, die die Gäste bemalen können – von Tassen, Vasen, Kerzenständern, über Müslischalen bis hin zu Teekannen.

Ihre Affinität für Kunst ist es wohl, die Hillary inspiriert hat, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Schon in der Schule war Kunst mein Lieblingsfach und im Abi war es mein Leistungskurs. Ich bin eine richtige Bastelqueen und probiere viele Sachen aus. Eigentlich war es klar, dass mein Unternehmen damit zu tun haben muss“, erzählt die 40-Jährige, die von sich selbst sagt, keinen klassischen Weg eingeschlagen zu haben. „Bei mir war eher jede Menge Zufall im Spiel“, lacht die zweifache Mutter. Nach dem Abitur sei es zunächst ihr Plan gewesen, in der Tourismusbranche zu arbeiten. Während ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau sei ihr dann jedoch „die Liebe dazwischengekommen“, schmunzelt die Unternehmerin. Gemeinsam mit ihrem heutigen Mann, einem Briten, zog sie mit Mitte 20 nach England.

Zwei Jahre dauerte der Aufenthalt dort, in der Zeit wurde auch ihr erstes Kind geboren, eine Tochter. „Die Briten haben ein anderes Verständnis von Dienstleistungen. Dort passiert in einem Supermarkt mehr als das Offensichtliche, zum Beispiel wird dort auch ein Ort zur Begegnung geschaffen. Diese Kombination, Einzelhandel mit Gastronomie, zu verbinden, ist dort häufiger anzutreffen. Damit ist aber nicht der Sitzbereich bei einem Bäcker gemeint“, erklärt Hillary das Konzept.

Dinge haben ineinander gegriffen

Mit dieser Idee im Hinterkopf kehrte das Ehepaar zurück nach Deutschland. Da ihr Mann beruflich häufig unterwegs sei, auch im Ausland, arbeitete Hillary viele Jahre in Teilzeit bei einem Personaldienstleister. „Der Job hat mir immer viel Spaß gemacht, aber so richtig angekommen war ich da nicht. Vielleicht hat mich auch die ‚drohende‘ 40 dazu bewogen, meine berufliche Zukunft nochmal zu überdenken. Ich habe mich gefragt, ob ich noch weitere 25 Jahre in diesem Bereich tätig sein möchte“, beschreibt sie ihre Beweggründe. Aus diesen Überlegungen heraus, hätten dann die Dinge ineinandergegriffen. Ihr Vater, der über 40 Jahre ein Elektrofachgeschäft in Borchen betrieben hatte, ging in Rente – die Räumlichkeiten auf dem familieneigenen Grundstück standen leer. Erste Ideen, das Gebäude zu Mietwohnungen umbauen zu lassen oder diese gewerblich zu vermieten, habe die Familie verworfen. „Ich wohne mit meinem Mann und den Kindern auch auf dem Grundstück, wir haben im Garten meiner Eltern ein Haus gebaut. Irgendwie fügte es sich, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, meine Pläne zu verwirklichen“, reflektiert Hillary ihren Start in die Selbstständigkeit.

Geschäftsidee auf links krempeln

An ihre Gründungsberatung bei der IHK Ostwestfalen erinnert sich Hillary noch gut: „Ich bin dort nur mit einem Notizblock hingegangen. Das Gespräch war wirklich gut und informativ. Ich kann jeder Gründerin nur empfehlen, sich dort beraten zu lassen. Man braucht einen Realisten an seiner Seite, der einem die eigene Geschäftsidee auf links krempelt. Die Gründungsexpertin der IHK hat Dinge wie Rentabilität und Liquidität hinterfragt, mich in Steuerfragen beraten und mich auf mein Gespräch mit der Bank vorbereitet.“

Derzeit ist die Jungunternehmerin und Gründerin noch auf 450 Euro-Basis bei ihrem alten Arbeitgeber beschäftigt, aber dafür wird wohl in Zukunft keine Zeit mehr bleiben. Das Café laufe inzwischen so gut, dass Hillary in Kürze eine Mitarbeiterin einstellen möchte. Ihr Rat an potenzielle Gründerinnen: „Verliert eure Träume und Ideen nicht aus dem Auge. Viele machen zu lange das, was die Rechnungen bezahlt. Manchmal geht es vielleicht nicht anders, aber richtig ist es nicht. Ich bin heute glücklicher denn je.“

Auszeit beim Malen

Die Gäste in Mary’s Café sind bunt gemischt – hier treffen sich Schulklassen, werden Junggesellinnen-Abschiede und Kindergeburtstage gefeiert, kommen Landfrauen zusammen oder probieren Künstlerinnen neue Methoden aus. Auch so mancher Mann verirre sich in Mary’s Café, freut sich die Gründerin. „Willkommen sind auch spontane Gäste. Viele schauen vorbei, um zu entspannen und ihre freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Denen empfehle ich, sich kurz vorher telefonisch anmelden“, freut sich Hillary auf immer neue Begegnungen und die Unterstützung und den Zuspruch, den sie aus dem „Dorf“ erfährt. Inzwischen habe sich ihr Geschäftsidee herumgesprochen und manche Gäste kämen sogar aus Soest, dem Sauerland oder aus Lippe.

Neben Kaffeespezialitäten wird auch Tee angeboten, ein liebgewonnenes Ritual, das die Unternehmerin in England kennen und lieben gelernt hat. Dazu wird Gebäck gereicht, von Cookies, Tartes bis hin zu Nussecken. Unterstützung beim Backen erfährt sie von ihrer Familie, unter anderem von ihrer Tante, die gelernte Konditorin ist. „Die klassische Schwarzwälderkirsch-Torte wird man bei mir jedoch nicht finden und auch einen Außer-Haus-Verkauf biete ich nicht an. Im Fokus stehen die Keramikarbeiten“, betont Hillary.

Verschiedene Techniken möglich

Um das nötige Know-how für die verschiedenen Maltechniken zu erlernen, hat die Kunstbegeisterte unter anderem Seminare in Berlin besucht, um sich fortzubilden. So werden bei der Siebdrucktechnik beispielsweise Farbflächen und Bildmotive auf die Rohkeramik gedruckt. Das anschließende Glasieren, um die Produkte spülmaschinenfest zu machen, übernimmt Hillary. Um den Gästen den Umgang mit den Malutensilien und den verschiedenen Techniken möglichst einfach zu machen, stehen kleine Schilder mit Anweisungen auf den Tischen. „Natürlich unterstütze und helfe ich, aber ich leite nicht an. Man muss auch nicht Malen können, um Keramik zu gestalten.

Es gibt Verfahren, die einen schönen Farbverlauf erzeugen und auch mittels Schablonen kann man das Geschirr gestalten. So mancher, der ‚gezwungen‘ wurde, hierher mitzukommen, hat neue Talente entdeckt“, möchte sie Kunstmuffel ermuntern, sich auszuprobieren. Ob Auftragsarbeiten mit persönlicher Widmung, Keksteller zur Weihnachtszeit oder ganze Geschirrserien- in Mary’s Café sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Besonders beliebt seien derzeit Motive mit Pusteblumen. Auch bietet sie Workshops an, um neue Verfahren kennen zu lernen.

Geöffnet ist das Café von montags bis samstags. Die Öffnungszeiten seien sehr gut mit ihrem Familienleben vereinbar: „Meine Kinder sind jetzt im Teenageralter und ich bin jederzeit, quasi über den Hof, erreichbar. Meine Familie steht komplett hinter mir und am Wochenende packen alle mit an, um das Café sauber zu machen oder beim Glasieren zu helfen. Dieser Rückhalt bestätigt mich und zeigt mir, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.“ Der Name ihres Cafés ist übrigens ihrem Kosenamen geschuldet: „In meiner Familie nennen mich alle Mary. Inzwischen sprechen mich auch viele Gäste so an“, freut sich die Existenzgründerin. So fühlt es sich wohl an, wenn die Kundinnen und Kunden zu Familienmitgliedern werden.

Wenn Sie auch den Wunsch haben, ein Unternehmen zu gründen, helfen Ihnen unsere Beraterinnen und Berater gerne weiter. Als zertifiziertes „Startercenter NRW“ erhalten Sie bei uns Infos rund um die Planung und Realisierung ihrer Geschäftsidee – einfach hier klicken.

Mehr aus der Serie „Gründerinnen-Geschichten“:

Regina Horn – die Verwandlungskünstlerin

Sarah Lübbers – die magische Buchhändlerin

Sina Kämmerling – die Findige

Nadine Dyck – die Wissensvermittlerin

Kathrin Zuther – die Essensverbesserin

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