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Kathrin Zuther berät Träger und Einrichtungen von Kitas, Heimen oder Schulen in Sachen Ernährung.

Mutige Gründerinnen: Kathrin Zuther – die Essens-Verbesserin

Kathrin Zuther hat eine Vision – ginge es nach ihr, sollte jedes Kind täglich ein gesundes, nachhaltiges und vollwertiges Essen bekommen.  Um diese zu verwirklichen hat die staatlich anerkannte Erzieherin und Sozialmanagerin im Februar dieses Jahres ihr Unternehmen „Gemeinsam essen“ – Beratung und Projektmanagement gegründet.

von Silke Goller

Wer sitzt nicht gern an einer langen Tafel, um gemeinsam mit der Familie oder Freunden zu essen, zu klönen und zu genießen. Auch außerhalb des familiären und privaten Radius spielen gemeinsame Mahlzeiten in der heutigen Zeit eine immer größere Rolle – sei es in Kindertagesstätten, in der Schul-Mensa, in Kantinen oder Wohneinrichtungen. „In keiner Phase des Lebens ist eine gesunde Ernährung so wichtig wie im Kindesalter. Eine frühe Vermittlung von Ernährungskompetenzen und Wertschätzung für Lebensmittel legt den Grundstein für eine gesunde Entwicklung“, sagt Kathrin Zuther.

Die Erzieherin, die viele Jahre in Kindergärten gearbeitet hat, weiß, dass der Großteil der Kinder und Jugendlichen die meiste Zeit des Tages in der Kita oder in der Schule verbringt. Gesundes Essen? Meist Fehlanzeige. Mit ihrem Dienstleistungsunternehmen „Gemeinsam essen“, das gleichzeitig Beratung und Projektmanagement bietet, hat sich die 37-Jährige im Februar dieses Jahres selbstständig gemacht. Ihr Portfolio umfasst Projekte und pädagogisches Kochen mit Kindern, Kochabende, Workshops zu Ernährungsthemen sowie das Entwickeln von Ernährungskonzepten.

Idee entstand während der Elternzeit

Die Idee dazu reifte 2017, in ihrer ersten Elternzeit. „Bis dahin habe ich als Erzieherin gearbeitet und Einblicke in viele Brotdosen gewonnen. Diese enthalten vieles, was man nicht als gesundes Essen bezeichnen kann. Ich hatte den Gedanken, dass sich hier etwas ändern muss. Und auch das, was dort mittags auf den Tisch kommt, ist verbesserungswürdig“, erzählt Zuther, die mit ihrer Familie in Minden wohnt. Die Elternzeit habe sie genutzt, um ein Fernstudium als Sozialmanagerin zu absolvieren.

Hier sei es viel um Budgetplanung und das Management von Projekten gegangen; in ihrer Abschlussarbeit nahm sie die Umsetzung einer eigenorganisierten Küche unter die Lupe.  Als sie mit ihrer heute zweijährigen Tochter erneut in die Elternzeit ging, sattelte Zuther ein weiteres Fernstudium drauf, diesmal als Beraterin für Kinderernährung. „Der Gedanke, mich selbstständig zu machen, nahm während dieser Zeit immer mehr Fahrt auf. Zunächst dachte ich an eine Gründung im Nebenerwerb, weil ich nicht so der risikofreudige Typ bin. Mein Mann und mein Bruder, der auch selbstständig ist, haben mich ermutigt und bestärkt, den Weg zu gehen“, beschreibt die Unternehmerin ihren Abwägungsprozess. Gegründet hat Kathrin Zuther schließlich aus der Arbeitslosigkeit heraus, um einen Gründungszuschuss zu beantragen.

Businessplan trägt Handschrift und Herzblut

„Mein Konzept stand, aber einen Businessplan hatte ich nicht“, lacht die sympathische Jungunternehmerin, die die Gründungsberatung der IHK Ostwestfalen in Anspruch genommen hat. „Das kritische Auseinandersetzen mit der eigenen Idee und die Fragen zur Rentabilität haben mir bei den Gesprächen mit der Bank sehr geholfen.

Um das Erstellen eines Businessplanes bin ich aber nicht herumgekommen“, schmunzelt Zuther und es schwingt ein bisschen Stolz mit, wenn sie heute sagt: „Er trägt meine Handschrift und enthält viel Herzblut.“

Beratung und Begleitung

Ihr Arbeitsalltag sieht inzwischen so aus – um potenziellen Kunden ihre Dienstleistung nahezubringen, betreibt Kathrin Zuther viel Kaltakquise. Telefoniert mit den Leitungen von Kindertagesstätten, Heimen, Schulen oder Großküchen und stellt dort ihr Angebot vor. „Es geht mir um die Ernährungsbildung und Optimierung des Essensprozesses in der Gemeinschaftsverpflegung. Mein Fokus liegt dabei aber auf den Kindern“, betont Pädagogin.

In der Arbeit mit Trägern und Einrichtungen gebe es drei Säulen. Zum einen die Beratung und pädagogische Begleitung durch Angebote für Kinder und ihre Eltern, die Schulung für pädagogisches und hauswirtschaftliches Personal sowie die Beratung und das Projektmanagement für eine Optimierung rund um den Essensprozess – die Bandbreite reiche von der Verwendung regionaler und saisonaler Zutaten, der Verwertung von Essensresten bis hin zur Vermeidung von Müll.

„Mir geht es dabei nicht um den erhobenen Zeigefinger, vielmehr möchte ich durch praxisnahe und nachhaltige Unterstützung zur Qualitätssteigerung rund um den Essensprozess beitragen“, betont die zweifache Mutter. Es gehe um das Mithelfen und das Ausprobieren der Kinder. „Bezieht man diese ein, hat der Wert von Essen eine andere Bedeutung für sie. Sie erfahren Geschmackserlebnisse durch die frischen Zutaten. Und eine Brotdose, bei der sie selbst mitgeholfen haben und deren Inhalt optisch ansprechend ist, macht doch gleich viel mehr her und hat eine höhere Akzeptanz.“ Noch besser fände Zuther es, wenn statt Brotdosen ein gemeinsam zubereitetes Frühstück für alle Kinder auf den Tisch käme: „Aber dazu fehlt schlichtweg das Personal“, weiß sie aus eigener Erfahrung.

„Kann etwas bewegen“

„Ich bereue meine Entscheidung, zu gründen, nicht. Ich merke, dass ich mit meinem Angebot etwas bewegen kann und das es Anklang findet. Das ist ein gutes Gefühl“, so Zuther. Potenziellen Gründerinnen würde sie mit auf den Weg geben, an sich und die eigene Idee zu glauben, durchzuhalten und erstmal Fuß zu fassen.

Sie sei froh, nicht im Nebenerwerb gegründet zu haben: „Ich bekomme meinen Job und die Familie gut unter einen Hut. Mein Mann unterstützt mich und es haben sich in der Zwischenzeit schon neue Ideen entwickelt“, freut sie sich über ihre ersten Erfolge.

Ihr Ziel: Erreichen, dass die Einrichtungen, die sie berät, ihre Dienstleistungen nicht bezahlen müssten. Es gebe beispielsweise Förderprogramme von Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, die genutzt werden könnten. Problem sei, dass viele Träger im hektischen Alltag häufig nicht die Zeit und die nötigen Personalkapazitäten hätten, um diese zu beantragen oder sich auf die Suche nach einem neuen Caterer oder einer Großküche zu machen.

Freie Entscheidungen

Ihre Gründung habe auch das Essverhalten in ihrer eigenen Familie beeinflusst: „Wir kaufen bewusster ein und kochen gesünder. Das ist ein Prozess und natürlich sind auch wir nicht fehlerfrei“, möchte sie andere Familien motivieren, es ihr gleichzutun. Kathrin Zuther ist froh, den Schritt in die Selbständigkeit gewagt zu haben: „Bei mir hat sich dadurch eine starke Zufriedenheit eingestellt, denn ich bin frei in meinen Entscheidungen. Das ist ein großer Pluspunkt. Hätte es nicht geklappt, hätte ich immer noch in meinen erlernten Beruf als Erzieherin zurückgehen können.

Die tägliche Arbeit mit den Kindern fehlt mir schon, daher möchte ich auf jeden Fall möglichst viele Projekte mit dieser Zielgruppe erarbeiten“, blickt die Gründerin in die Zukunft.

Damit demnächst all ihre Gäste an einer langen Tafel sitzen können, schleift die kreative und handwerklich begabte Gründerin derzeit eine alte Holzbohle ab. Die Tischplatte soll später auf der großen, neu überdachten Terrasse ihren Platz finden – „Gemeinsam essen“ ist dann auch hier das Motto.

 

Weitere mutige Gründerinnen im Porträt:

Regina Horn – die Verwandlungskünstlerin

Marina Hillary – die Kreative

Sarah Lübbers – die magische Buchhändlerin

Sina Kämmerling – die Findige

Nadine Dyck – die Wissensvermittlerin

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