Herz&Gewürz – so nennt Marina Bohn aus Paderborn ihren Onlinehandel für Saucen und Gewürze. Gesunde Zutaten und eine nachhaltige Produktion liegen der Gründerin dabei besonders am Herzen -alles handmade, inspiriert von der japanischen Küche mit einem Hauch Exotik.
von Silke Goller
Ob Salate, Bowls oder Nudelgerichte – ohne das passende Dressing oder die passende Sauce fehlt der richtige Geschmack, fehlt das gewisse Etwas. Marina Bohn kennt das Problem nur zu genau: „Ich habe unzählige Male voller Vorfreude ein Gericht geplant, beste Zutaten geschnippelt und zubereitet und am Ende doch das gewünschte Geschmackserlebnis vermisst. Mich hat das so frustriert, dass ich stundenlang alle möglichen Öle und Gewürze verrührt habe, bis ich endlich meine perfekte Salatsauce kreiert hatte“, erzählt die leidenschaftliche Köchin.
Inspiration durch japanische Gastfamilie
Um die Beweggründe der 36-Jährigen verstehen zu können, sich selbstständig zu machen, muss man einen Schritt zurück gehen. Studiert hat Bohn International Business Studies an der Universität in Paderborn und dort ihren Bachelor gemacht. Während des Studiums verbrachte die gebürtige Paderbornerin ein Auslandssemester in Australien und lernte dort Kommilitonen aus Indien, Sri Lanka und Japan kennen.
„Da bin ich zum ersten Mal mit der exotischen Küche in Berührung gekommen. Wir haben Rezepte ausgetauscht und gemeinsam gekocht“, erzählt Bohn. Als sie von zwei japanischen Studentinnen das Angebot bekam, mit nach Tokio zu kommen, habe sie nicht lange gezögert: „Ich habe dort in einer Gastfamilie gewohnt und die Mutter hat mich an die japanische Küche herangeführt. So ist mein Faible fürs Kochen und vor allem für die asiatische Küche entstanden“, ist die Unternehmerin dankbar über die Inspiration, die ihren späteren Lebenslauf so nachhaltig verändert hat.
Kochkünste immer weiter verfeinert
Zurück in Deutschland, startete Marina Bohn zunächst ihre Karriere bei der Umweltbank in Nürnberg und arbeitete an der Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten wie Photovoltaik – und Windkraftanlagen mit, zudem betreute sie Start-ups.
Anschließend wechselte sie in die Oberpfalz zum Bauunternehmen Max Bögl, war dort für die hauseigenen Windparks zuständig und leitete den Bereich der kaufmännischen Betriebsführung. Aus dieser Zeit habe sie vor allem das Thema Nachhaltigkeit mitgenommen. „Das Kochen war all die Zeit über nur ein Hobby von mir, auch während dieser Jobs bin ich viel gereist und habe immer wieder meine japanische Gastfamilie besucht. Und nebenbei meine Kochkünste verfeinert“, verrät Bohn.
2015 machte die kreative Gründerin ihr Hobby schließlich zum Beruf und startete zunächst mit einem Foodtruck unter dem Namen „Oishii“ in die Selbstständigkeit. „Außer Sushi war die japanische Küche zu dieser Zeit noch nicht so bekannt. Ich biete dort bis heute eurasisch angehauchte Leckereien an wie selbstgemachte Curry‘s und Bowl, die mit meinen eigenen Saucen verfeinert werden. Auch Catering gehört zu meinem Portfolio.“ Ein eigenes Restaurant habe sie bewusst nicht eröffnen wollen, betont Bohn: „Mit dem Foodtruck bin ich flexibler und kann umherreisen. Die Gründung erfolgte eher aus dem Bauch heraus“, reflektiert sie und lacht.
Spiritueller Mensch
Marina Bohn bezeichnet sich selbst als spirituellen Menschen – so trifft man die gebürtige Paderbornerin häufig auf ihrem Mediationskissen sitzend an: „Während dieser Zeit denke ich über viele Dinge nach, hier entstehen meine Ideen und manchmal versuche ich auch, so meine innerlichen Krisen zu lösen.“
Während Corona sei die Idee zur Gründung ihres Onlinehandels Herz&Gewürz entstanden. „Ich habe häufig Komplimente für die leckeren Saucen bekommen und wurde gefragt, ob man die nicht auch einzeln kaufen oder abzapfen könne. Zudem fehlte mir noch ein Projekt, in dem ich mein Herzblut für das Thema Nachhaltigkeit einbringen konnte“, beschreibt die Gründerin ihren Findungsprozess und erklärt so nebenbei auch noch den Namen ihres Onlinehandels. „Ich möchte meinen Kunden einen Mehrwert bieten, dafür schlägt mein Herz. Und die Gewürze benötige ich für die Saucen, zu denen sich jüngst auch Gewürzmischungen gesellt haben.“
Saucen und Dressings sind alle biozertifiziert
Die Saucen und Dressings, alle in Bioqualität, gibt es in den Geschmacksrichtungen Erdnuss und Sesam – letzteres ist übrigens der ultimative Bestseller. In Safari stecken afrikanische Gewürze und exotische Tonkabohne, in Buddha beispielsweise ayurvedische Gewürze. Sämtliche Saucen sind vegan, gluten- und industriezuckerfrei und werden ohne Emulgatoren und Konservierungsstoffe hergestellt.
Handmade, versteht sich. In ihre Küche wird gerührt, gemixt, probiert, verfeinert und abgefüllt. Derzeit können rund 2.000 Flaschen pro Monat hergestellt werden – alle Saucen bestehen zu 70 Prozent aus Bio-Obst. Auch die Cateringsparte wird von hier aus bedient. „Ich hätte nie gedacht, dass wir in den jetzigen Räumen so schnell an unserer Kapazitätsgröße stoßen, das Lager platzt aus allen Nähten. Hier, wo der Geruch von Gewürzen in der Luft hängt und Erinnerungen an exotische Märkte weckt, werden die Zutaten gelagert, die Flaschen etikettiert und verpackt.
„Auch die Etiketten habe ich selbst designt. Die Kartons, in denen wir unsere Ware verschicken sind re-used, auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage und sämtliche Zutaten sind regional. Mir ist es wichtig, ein nachhaltiges Unternehmen zu führen“, betont die Gründerin. So wird mit dem Verkauf jeder Flasche auch eine Baumpflanzaktion der Aktion „Tree-Nation“ unterstützt.
Gründungsberatung in Anspruch nehmen
Bei der Gründung ihrer Unternehmen sei ihr zu Hilfe gekommen, dass sie durch ihr Studium und ihre Jobs eine Affinität zum Projektmanagement entwickelt habe: „Im Prinzip bleibt die Vorgehensweise stets gleich; ob es sich nun um Stahlbau oder Saucen handelt. Ich liebe es, zu organisieren und zu planen und mag das problemorientierte Arbeiten.“
Da Marina Bohn über keine Erfahrungen mit Onlineshops verfügte, habe sie Seminare zu dem Thema belegt und sich im Bereich E-Commerce fortgebildet. Potenziellen Gründerinnen möchte sie Folgendes mit auf den Weg geben: „Man muss groß denken und mit seiner Idee aus dem stillen Kämmerlein heraustreten.
Auch das Netzwerken mit anderen Unternehmerinnen kann ich nur empfehlen. Vor allem sollte man die Gründungsberatung der offiziellen Stellen in Anspruch nehmen. Ich habe mich zum Beispiel an die IHK Ostwestfalen gewendet, an die Wirtschaftsförderung Paderborn und auch die Garage 33. Mir haben die Beratungsgespräche viele Zweifel genommen“, möchte sie anderen Frauen die Scheu vor der Gründung nehmen.
Weihnachtsgeschäft angelaufen
In den kommenden Wochen liegt der Fokus von Herz&Gewürz auf dem Weihnachtsgeschäft, das bereits gut angelaufen ist. Zur Wahl stehen diverse Geschenk-Sets sowie Schalen: „Ich habe auch Tableware im Angebot, da ich selbst so gerne aus Schüsseln esse.“ Um mit der Produktion nachzukommen, hat Bohn sogar eine Großküche angemietet: „Ich bin gerade mit meinem Team, das inzwischen aus vier festen Angestellten besteht, auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Als ich vor einem Jahr gestartet bin, war ich noch alleine“, freut sich die Unternehmerin über die Fortschritte ihrer kleinen Manufaktur.
Der Erfolg gibt der Gründerin recht – inzwischen wurde über ihre Saucen und Dressings bereits in Magazinen wie der „Gala“, „Essen und Trinken“ oder „happinez“ berichtet, demnächst folgt eine Reportage in der Frauenzeitschrift „Für Sie“. In Kürze soll es diese auch in ausgewählten Biomärkten zu kaufen geben. Besonders freut sich Bohn über den Vertrag mit dem bekannten Warenhaus Manufactum, das hochwertige und außergewöhnliche Produkte anbietet. Dieser steht kurz vor dem Abschluss. Auch die Kommentare ihrer Kundinnen und Kunden geben ihr das Gefühl, mit der Gründung die richtige Entscheidung getroffen zu haben – diese reichen von „Super lecker“, „Ich bin absolut begeistert“ bis hin zu „Liebe diese Dressings über alles“.
Ob Marina Bohn wunschlos glücklich ist? „Durch all die Zeit und Arbeit, die ich meinen Onlinehandel gesteckt habe, ist in letzter Zeit mein ‚Herzteil‘ zu kurz gekommen. Ich möchte gern nach Sri Lanka fliegen, um zu sehen, wo unsere Bäume gepflanzt werden.“ Ihr Gepäck wird dann sicher einen besonderen Duft verströmen – den nach Gewürzen.
Weitere mutige Gründerinnen im Porträt:
Regina Horn – die Verwandlungskünstlerin
Sarah Lübbers – die magische Buchhändlerin
Nadine Dyck – die Wissensvermittlerin
Kathrin Zuther – die Essensverbesserin
Lilia Kaiser & Valentina Fuge – die herzlichen Gastgeberinnen
