Europa driftet bei Innovationsfähigkeit weiter auseinander

Staaten reagieren höchst unterschiedlich auf Wirtschaftskrisen mit Blick auf ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE). Dadurch entsteht vor allem zwischen den Ländern Europas mit Blick auf ihre Innovationsfähigkeit eine Kluft, die zunehmend größer wird. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt eine Anfang Februar 2018 veröffentlichte Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim. Demnach verfolgen die führenden Innovationsnationen innerhalb und außerhalb der Europäischen Union eine antizyklische Ausgabenstrategie bei öffentlich geförderter FuE, während sich die sogenannten „innovation followers“ – also gemeinhin starke, aber nicht führende Innovationsnationen – und mäßig innovative Länder eher prozyklisch verhalten. Zudem zeigt sich, dass auch kurz- und langfristige Finanzierungsbedingungen wie Haushaltsüberschüsse und Staatsverschuldung die öffentlichen FuE-Ausgaben beeinflussen.
Allerdings gibt es enorme Unterschiede zwischen den betrachteten OECD-Ländern. Vor allem europäische Staaten wie zum Beispiel Deutschland, die Niederlande und Schweden sowie Nicht-EU-Länder wie etwa die USA, Australien, Kanada und Südkorea gelten als führende Innovationsnationen, die sich mit Blick auf ihre FuE-Investitionen antizyklisch verhalten. Das heißt, dass diese Länder auch in Krisenzeiten öffentliche FuE-Ausgaben steigern. ZEW-Berechnungen zufolge nehmen sie um durchschnittlich 2,9 Prozent zu. Dagegen verfolgen Länder wie Frankreich und Österreich als „innovation followers“ oder Spanien, Portugal und Italien als mäßig innovative Nationen eine prozyklische Haushaltspolitik, kürzen ihre öffentlichen FuE-Ausgaben in Krisenzeiten also drastisch.
Die Studie zeigt darüber hinaus, dass ein Anstieg des Haushaltsüberschusses um einen Prozentpunkt des realen BIP die öffentlichen FuE-Ausgaben kurzfristig um bis zu 0,8 Prozent wachsen lässt. Zunehmende Staatsverschuldung hat wiederum dazu geführt, dass in den für die Studie beobachteten zwei Jahrzehnten öffentliche Investitionen in FuE kontinuierlich gesunken sind.
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp18005.pdf