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„Verantwortung liegt ostwestfälischen Unternehmen in der DNA“

Soziales Engagement über das Tagesgeschäft hinaus: Vom internationalen Großunternehmen bis hin zum Ein-Personen-Betrieb ist das Thema „Corporate Social Responsibility“ nicht mehr wegzudenken. Thorsten Brinkmann, vom CSR-Kompetenzzentrum OWL, erklärt im Interview, warum sich Unternehmen engagieren und wie sich CSR in den Arbeitsalltag integrieren lässt.

Herr Brinkmann, Unternehmen tragen gesellschaftliche Verantwortung, inzwischen weitgehend unter dem Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) bekannt. Worum handelt es sich dabei?

„Corporate Social Responsibility“ steht für nachhaltige Unternehmensstrategie – zum Wohl des Betriebs und zum Wohl der Gesellschaft. Basis ist die Frage, auf welche Weise Geld erwirtschaftet wird und welche Auswirkungen der Betrieb das auf Umfeld und Gesellschaft hat. Hinter CSR steckt also das noch immer aktuelle Leitbild des „Ehrbaren Kaufmanns“, das verantwortungsvolles und nachhaltiges unternehmerisches Handeln repräsentiert. Das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit ist dabei sehr individuell. Beispielsweise kann sich ein Unternehmen für einen geringen Ressourcenverbrauch und Klimaschutz in seiner Produktion einsetzen. Ein anderes Unternehmen legt seinen Fokus vielleicht stärker auf die eigenen Mitarbeiter, sorgt für eine gute Work-Life-Balance oder auf das Sponsoring örtlicher Vereine. Das nächste stellt seine Mitarbeiter für das Ehrenamt in lokalen Initiativen frei. Wir empfehlen, dass ein Unternehmen für sich entscheidet, welche Themen hier machbar und sinnvoll sind. CSR bedeutet nicht, jedes Handlungsfeld wie Arbeitsplatz, Markt, Umwelt und Gemeinwesen komplett abdecken zu müssen. Es ist vielmehr ein Prozess zu einem Mehr an Nachhaltigkeit.

Welche Möglichkeiten gibt es, das Prinzip „Corporate Social Responsibility“ in die Unternehmensstrategie zu integrieren?

Grundsätzlich sollte CSR ein Teil der Führungsstrategie sein, damit es fest im Unternehmen verankert ist. Zum Einstieg ist es sinnvoll, sich zu fragen, welche Stakeholder, also gesellschaftliche Anspruchsgruppen mein Unternehmen tangiert. Die Spanne reicht dabei von den Mitarbeitern, den Kunden, der Gemeinde im Produktionsort bis hin zu den Zulieferern sowie den weltweiten Standorten mit deren ökologischem Umfeld und sozialen Bedingungen. Daraus ergeben sich viele Einsatzgebiete, die ganz unterschiedliche Ansprüche haben. Jedem Unternehmen ist dabei selbst überlassen, ob es sich eher für die Umwelt, die Situation am Arbeitsplatz, am Markt oder im Gemeinwesen engagiert. Denn das Prinzip CSR ist freiwillig und muss von der Geschäftsführung und in der Unternehmenskultur gelebt werden. Oft wird vieles bereits richtig aus dem Bauch heraus entschieden. Doch damit das Engagement auch für das Unternehmen lohnend ist, muss das Thema strategisch angegangen werden.

Das bedeutet, auch das Unternehmen profitiert?

Richtig. Soziales Engagement kann besonders für kleine- und mittlere Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil sein. Sie haben die Chance, sich auf den verschiedenen Märkten besser zu positionieren. Zum Beispiel werden nachhaltig hergestellte Produkte immer stärker nachgefragt und bieten so neue Chancen im Wettbewerb. Nicht nur Großunternehmen stehen unter öffentlicher Beobachtung und die Verbraucher wollen wissen, unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden. Diesen öffentlichen Druck reichen Großunternehmen zunehmend auch an ihre kleineren Zulieferer weiter.

Daneben hat Engagement über das normale Tagesgeschäft hinaus einen positiven Effekt auf die Reputation als Arbeitgeber. Mitarbeiter, die sich im Unternehmen wohlfühlen, leisten mehr und sie identifizieren sich stärker mit ihrem Arbeitgeber. Viele Studien belegen: In Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, sich durch solche Aktivitäten am Arbeitsmarkt zu positionieren. Für die jüngeren Generationen gelten heute andere Statussymbole als noch vor einigen Jahren.

Wie steht es um das soziale Engagement ostwestfälischer Unternehmen?

Für ostwestfälische Unternehmen sind viele der angesprochenen Punkte seit jeher „selbstverständlich“. In der Region gibt es viele Familienunternehmen, in denen verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln traditionell gelebt wird. Sie haben eine innere Motivation, das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben. Außerdem sind die ostwestfälischen Unternehmerinnen und Unternehmer hier tief verwurzelt und engagieren sich für ihre Heimat, da sie sich persönlich mit dem Standort identifizieren. Es gibt viele gute Projekte. Den ostwestfälischen Unternehmer liegt Verantwortung, besonders für ihre Mitarbeiter und die Region, quasi in der DNA.

Also läuft alles gut?

Viele Unternehmen sind auf einem guten Weg. In Großunternehmen hat sich die soziale Verantwortung schon professionalisiert und als fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie etabliert. Der Mittelstand und kleine Unternehmen sollten aber ihre CSR-Aktivitäten strategischer ausrichten, um von ihrem vielfachen Engagement auch stärker zu profitieren. Für beide Gruppen gilt, dass ohne die richtige Kommunikation nach innen und außen der positive Effekt im Wettbewerb verpufft. Gerade das Engagement im Gemeinwesen bleibt manchmal nahezu unsichtbar – weil es für viele Unternehmen etwas Selbstverständliches ist. Die Öffentlichkeit sollte aber von den tollen CSR-Aktivitäten erfahren, damit sie am Markt honoriert werden. Leider sind ostwestfälische Unternehmen bei ihrer Kommunikation bisher eher zurückhaltend. Das ist schade, denn gerade unsere ostwestfälischen Betriebe müssen sich im deutschlandweiten Vergleich wahrlich nicht verstecken – wie übrigens die nominierten und ausgezeichneten Unternehmen beim CSR Preis OWL eindrucksvoll belegen.

 

CSR ist für viele ostwestfälische Unternehmen selbstverständlich. Foto: Gilde Wirtschaftsförderungsgesellschaft Detmold

Zur Person:

Thorsten Brinkmann ist Projektleiter im CSR-Kompetenzzentrum OWL in Detmold. Das CSR-Kompetenzzentrum ist ein Projekt der GILDE Wirtschaftsförderungsgesellschaft Detmold und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe individuelle Strategien aufzuzeigen und mit anderen Betrieben zu vernetzen. Das CSR-Kompetenzzentrum OWL wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) als „Investition in unsere Zukunft I 2014/2020 EFRE.NRW Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt. Mehr Infos unter www.csr-kompetenz.de

Text: Elena Ahler, IHK

Titelfoto: vitstudio/stock.adobe.com

 

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