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Der Traum von seiner eigenen Gastronomie: Felix Neukirch hat ihn sich mit SONDERLING erfüllt.

Felix Neukirch – der Sonderling

Der Traum von seiner eigenen Gastronomie: Felix Neukirch hat ihn sich erfüllt – und das ausgerechnet während der Corona-Pandemie. Ein Wagnis, das sich gelohnt hat? Ja, sagt der Unternehmer. Denn das vegane Essen von „Sonderling“ im Bielefelder Harms Markt scheint immer mehr Gästen zu schmecken.

von Tilo Sommer

Bewusste Ernährung liegt im Trend. Gesundes Essen, am liebsten regional, gerne auch mal frei von tierischen Produkten. Ist das der Zeitgeist und Abschied von Fett durchtränkten Pizza-Kartons und der Fleischplatte XXL, oder am Ende bloß eine Modeerscheinung? Läden wie der von Felix Neukirch wollen für einen nachhaltigen Wandel in der Gastronomie-Branche stehen. Der Bielefelder bietet bei SONDERLING rein veganes Essen an und freut sich, dass sein Konzept ankommt.

Es zischt auf dem Grill. Das Burger-Patty bekommt Druck von oben, wird mit dem Pfannenwender in Form gebracht. Daneben rösten zwei Brötchenhälften, nehmen langsam Farbe an. Und dann wird geschichtet. Weizen-Bun, Pflücksalat, Patty, veganer Käse, Tomaten, Zwiebeln und Kirschpaprika-Curry-Dip transformiert der Küchenchef in den Sonderling Royal. „Unsere Antwort auf den Cheeseburger“, sagt Felix Neukirch. Guten Appetit.

Neukirch möchte Negativ-Image des Fast Foods aufpolieren

„Richtig gutes Essen“ – das will der Unternehmer seinen Gästen bieten. Den Mix auf der Speisekarte beschreibt er selbst als „Healthy- und Fast-Food“. Wobei der Bielefelder vor allem das oft negativ behaftete Image des Fast-Foods aufpolieren will. Healthy Food: Darunter fasst Neukirch drei Hot Bowls zusammen, in denen zum Beispiel Erdnuss-Teriyaki und vegane Sonderling-Chunks auf Reis und Wurzelgemüse treffen. Auch eine Salat-Bowl soll als „Salatliebe“ die kulinarischen Herzen erobern. Fast- und Finger-Food landen als Burger, Pommes, Loaded Fries, Falafel oder Nuggets auf dem Teller. Und ganz neu im Sortiment dabei: die vegane Currywurst.

Dass die Gerichte vegan sind, erwähnt Neukirch dabei nur am Rande. Dieser Fakt sei zwar ein wichtiger Teil des Konzepts, soll für die Kundschaft aber nicht das entscheidende Kriterium sein, um vorbeizukommen. „Ich möchte niemanden bekehren. Wir wollen Essen zum Erlebnis machen. Wenn es unseren Gästen schmeckt, sie feststellen: ‚Oh ich habe heute vegan gegessen‘ und das für ein positives Gefühl bei ihnen sorgt, dann freue ich mich darüber“, sagt Neukirch.

Leckeres Essen aus den „Sonderlingen“ vom Feld

Laut dem Online-Portal Statista ist die Zahl der vegan lebenden Personen in Deutschland zuletzt stetig gestiegen. So hätten sich im vergangenen Jahr 1,58 Millionen Menschen selbst als Veganer bezeichnet, 170.000 mehr als noch 2021. „Trotzdem wollen wir nicht nur Veganerinnen und Veganer ansprechen. Dafür wäre mir aus betriebswirtschaftlicher Sicht auch die Zielgruppe viel zu klein.“ Neukirch selbst ernährt sich seit vier Jahren vegan, zuvor hat er bereits viele Jahre vegetarisch gegessen. In Teilen seiner Familie galt er aufgrund seiner Ernährung als „Sonderling“. Heute möchte er aus den Sonderlingen vom Feld, der krummen Gurke oder der löchrigen Paprika, ein leckeres Essen zaubern.

Probieren kann man die Gerichte seit Frühjahr 2022 bei Sonderling im Harms Markt. Als sich vor gut einem Jahr erstmals die Türen des Harms öffneten, begann gleichzeitig das Gastronomie-Abenteuer für Neukirch. Erste Formen angenommen hatte es zwei Jahre früher, als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach und den Diplom-Designer zum Umdenken zwang. „Als Gründer einer Agentur für digitale Markenkommunikation und E-Commerce brachen viele Kunden weg. Unsere Auftraggeber kamen damals zu einem großen Teil aus dem Veranstaltungs- und Kulturbereich“, erklärt der 39-Jährige.

Geschäftsidee während Corona-Pandemie entwickelt

In diesen Zeiten der Ungewissheit tat er sich mit seinem Freund und heutigem Geschäftspartner Patrik-Alexander Mowwe zusammen. Anders als Neukirch, der zwar viele Jahre verschiedene Nebenjobs in der Gastronomie in Bielefeld, Köln und Berlin hatte, aber keine gastronomische Ausbildung absolviert hat, brachte Mowwe als erfahrener Gastronom und gelernter Koch das nötige Know-how mit. Während der Pandemie, als vieles um sie herum stillstand, trafen sich die beiden Freunde zum Probe-Kochen, tüftelten an Rezepten und arbeiteten an ihrer Geschäftsidee. Die parallel immer konkreter werdenden Pläne für den Harms Markt verfolgte Neukirch, der ganz in der Nähe wohnt, quasi aus der ersten Reihe. Im Juni 2021 wurde schließlich der Mietvertrag unterschrieben.

Bei der Eröffnung 2022 waren bereits viele Corona-Auflagen wieder aufgehoben oder deutlich gelockert worden. Dass sich für die Gastronomie durch den Ukraine-Krieg und der damit ausgelösten Energie- und Finanzkrisen die Lage erneut dramatisch verschärfen könnte, war damals noch nicht zu ahnen. „Rückblickend war es einfach dämlich, in diesen Zeiten einen Laden aufzumachen“, sagt Neukirch und muss selbst dabei lachen. Doch er ist von seiner Idee überzeugt. Obwohl er ab Tag eins zu spüren bekommen hat, wie hart das Geschäft ist.

Weiterer Laden in der Region möglich

Nach einem aus seiner Sicht tollen Start in den ersten Wochen folgte ein für ihn ernüchternder erster Sommer. Der große Ansturm auf den Harms Markt blieb aus. „Die Menschen haben eine Markthalle erwartet und etwas anderes bekommen“, benennt der Sonderling-Gründer aus seiner Sicht einen Grund für die Startschwierigkeiten. Es wurde nachjustiert und mit neuer Geschäftsführung im Harms Markt der Neustart ausgerufen. Ist damit die Wende hin zum Positiven gelungen? „Ja“, sagt der Gastronom: „Als internationale Essenshalle mit guten Angeboten belebt der Harms Markt die Innenstadt. Das merken wir auch an unseren Umsätzen.“

Für die Zukunft hofft Neukirch, dass es mit diesem Tempo im und um den Harms Markt weitergeht und neue Ideen und Veranstaltungen weiter für Belebung sorgen – mit Sonderling als festem Bestandteil. „Wir sind inzwischen zu neunt und haben uns ein tolles Team aufgebaut“. Wenn es nach ihm geht, soll es in Zukunft nicht dabei bleiben. Er wünscht sich einen weiteren Laden in der Region. Sonderbar, aber eben auch etabliert: Felix Neukirch will es anpacken.

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