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Auf und Ab in der Tourismuswirtschaft

Für den Einen geht es bergauf, für den anderen bergab – zu diesem Schluss könnte man bei der Auswertung der aktuellen Saisonumfrage der Tourismuswirtschaft, an der sich 66 Unternehmen aus Ostwestfalen beteiligten, kommen. Die Tourismuswirtschaft unterteilt sich in die Reisebranche und das Gastgewerbe. In beiden Branchen sind derzeit unterschiedliche Trends auszumachen. Gezeichnet durch die Pleite von Thomas Cook und anderen Reisegesellschaften zeigt das Konjunkturklima im Reisegewerbe einen deutlichen Abwärtstrend gegenüber dem Vorjahr. So fiel der Klimaindikator im Reisegewerbe um 37,9 Prozentpunkte gegenüber dem letzten Herbst. Bei einem Wert von nunmehr nur noch 104,0 Prozent scheint sich die konjunkturelle Wetterlage zu drehen und von Sonnenschein in Regen umzuwandeln. Ganz anders sieht es im Gastgewerbe aus. Dort herrscht eine positive Stimmung vor. Der Geschäftsklimaindex stieg auf einen Wert von 121,8 Prozent und wies somit ein klares Plus von 8,1 Prozent auf.

Stabile Lage im Gastgewerbe

Das Gastgewerbe, dass sich aus den Bereichen Beherbergung/ Camping und Gastronomie zusammensetzt, ist insgesamt mehr als zufrieden mit der Geschäftslage der vergangenen sechs Monate. Insbesondere das Beherbergungsgewerbe kommt mit einem Anteil von 81,8 Prozent zu dem Fazit, dass die Geschäftslage gut war. Nahezu 50 Prozent (48,6 Prozent) der Gastronomen schließen sich dieser Einschätzung an und geben der gegenwärtigen Lage ein Gut. Die Umsatzentwicklung korrespondiert mit der Einschätzung der Geschäftslage. Insgesamt gab die Mehrheit der befragten Unternehmen (58,3 Prozent) an, dass die Umsätze in der vergangenen Periode gestiegen seien. Dabei sind es vor allem Umsätze durch Geschäftsreisende (55,3 Prozent) und weniger die durch Urlaubsreisende (35,4 Prozent) und heimische Gäste (27,7 Prozent), die ein Plus in die Kassen der Betriebe gespült haben. Die durchschnittliche Zimmerauslastung weist einen Wert von 61,7 Prozent auf und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr nochmals verbessert.

Welche Erwartungen hat das Gastgewerbe an die kommende Saison? Die Perspektiven werden verhalten optimistisch beurteilt. Das Beherbergungsgewerbe kommt mit einem Prozentsatz von 65,2 zu dem Ergebnis, dass die Geschäftslage sich gleichbleibend oder günstiger entwickeln wird. Ein wenig pessimistischer wird dies von der Gastronomie gesehen. Die Gastronomen sind mehrheitlich (64,9 Prozent) der Meinung, dass die Lage gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich stagniert. Die Übernachtungspreise bzw. die Preise für Essen und Getränke werden steigen. Immerhin sahen dies 47,8 Prozent der teilnehmenden Hoteliers und 58,8 Prozent der befragten Gastronomen so. Mögliche wirtschaftliche Risiken, die die eigene Situation verschlechtern könnten, werden vor allem im Fachkräftemangel und den ansteigenden Arbeitskosten gesehen. Dies führt letztendlich dazu, dass Personaleinstellungen nicht in Betracht gezogen werden. Für 78,3 Prozent der befragten Beherbergungsbetriebe und 65,7 Prozent der gastronomischen Unternehmen verharrt die Zahl der Beschäftigten in den kommenden Wochen und Monaten auf Vorjahresniveau. Die Investitionsneigung ist positiv. Mehr als Dreiviertel (78,2 Prozent) der Beherbergungsunternehmen werden im Verlauf der nächsten Saison vor allem in die Modernisierung oder in Produktinnovationen investieren. Fast 90 Prozent der befragten Gastronomen werden Geld in Modernisierungsmaßnahmen, Produktinnovationen und Maßnahmen zur Rationalisierung aufwenden.

Situation im Reisegewerbe alles andere als rosig

Die Pleiten von Reiseveranstaltern und die daraus resultierende Unsicherheit von Kunden zeigen ihre Wirkung auf das Reisegewerbe am ostwestfälischen Markt. Zwar kommt die Mehrheit der Befragten für die letzte Saison noch zu dem Schluss, dass man mit der Situation zufrieden sein kann (52,4 Prozent). Dass es aber in den vergangenen sechs Monaten deutlich schwieriger für die betroffenen Unternehmen geworden ist, lässt sich am Buchungsverhalten der Touristen ablesen. In allen möglichen Buchungssegmenten sind die Zahlen rückläufig. Die Hälfte der Befragten gab an, dass der Auslandsreisetourismus zurückgegangen sei. Der Inlandsreisetourismus ist für 61,5 Prozent der Befragten nachlassend und der gesamte Inlandsmarkt weist für 58,8 Prozent der Befragten ein Buchungsminus auf. Die fallenden Buchungszahlen entfalten ihre Wirkung auf das Umsatzergebnis. Insgesamt urteilten nahezu die Hälfte aller Befragten, dass die Umsätze in der vergangenen Saison rückläufig waren. Vor allem der Umsatz durch Geschäftsreisetourismus ist für die Mehrheit der Betriebe gesunken.  Die Prognose für die zukünftige Geschäftssituation sind eher düster. Nahezu ein Drittel der Befragten (31,8 Prozent) geht davon aus, dass die Lage sich ungünstiger gestaltet. Im Zuge dessen werden auch Preissteigerungen erwartet. Mehr als die Hälfte der Reiseunternehmen (52,4 Prozent) möchten bzw. müssen die Preise anheben. Als größte Bedrohung für die eigene wirtschaftliche Entwicklung werten die Reiseunternehmen vor allem den Fachkräftemangel, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie die sich verändernde Inlandsnachfrage.

Die Planungen für die kommende Saison sind von Zurückhaltung geprägt. Personaleinstellungen werden mehrheitlich nicht eingeplant. Ähnlich wie im Vorjahr werden 63,6 Prozent der Befragten die Zahl der Beschäftigten nicht erhöhen. Über 22 Prozent erwarten sogar Beschäftigungsrückgänge. Die Investitionsneigung ist negativ. Nahezu 60 Prozent (59,1 Prozent) haben nicht vor, in Ihr Unternehmen zu investieren. Diejenigen, die Investitionsmaßnahmen vornehmen, werden vor allem finanzielle Mittel für mögliche Kapazitätserweiterungen (50,0 Prozent) sowie Ersatzbeschaffungen (41,7 Prozent) und Rationalisierungsmaßnahmen (41,7 Prozent) einplanen.

Fachkräftemangel als Engpassfaktor

Im Rahmen der alljährlichen Sonderfragen wurden die Unternehmen befragt, wie sich die Beschäftigungssituation auf die unternehmerische Entwicklung auswirkt. Eklatant zeigt sich der Fachkräftebedarf im Gastgewerbe. Dort gaben mehr als die Hälfte der Befragten (54,1 Prozent) an, dass offene Stellen aktuell nicht besetzt werden können, da keine passenden Arbeitskräfte zu finden sind. Mögliche Konsequenzen durch den Fachkräftemangel werden vor allem in einer Mehrbelastung der Belegschaft, steigenden Arbeitskosten, aber auch in der Einschränkung des bestehenden Angebots gesehen. Das in Kürze in Kraft tretende Führungskräfteeinwanderungsgesetz soll die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften auf den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern und den Fachkräftemangel abmildern. Die damit verbundenen Regelungen sind den Unternehmen des Gastgewerbes mehrheitlich (62,5 Prozent) nicht bekannt. Von daher ist eine Beurteilung, ob dieses Gesetz hilft, die Fachkräftelücken zu schließen, für den Großteil der Befragten (68,6 Prozent) nicht möglich. Die Einstellung von ausländischen Arbeitskräften im Gastgewerbe scheitert häufig an der Tatsache, dass das Verfahren für die betroffenen Unternehmen zu aufwendig (46,2 Prozent) ist. Darüber hinaus kamen 71,9 Prozent der Befragten zu dem Schluss, dass es mehr Informationen oder Unterstützungsangebote bedarf, um Fachkräfte aus Drittstaaten zu beschäftigen.

Im Reisegewerbe hebt sich die aktuelle Beschäftigungssituation deutlich vom Gastgewerbe ab. Befragt nach den Möglichkeiten, offene Stelle zu besetzen, antworten 68,2 Prozent der Befragten, dass im Unternehmen aktuell kein Personalbedarf besteht. Nur etwas mehr als ein Viertel der Befragten (27,3 Prozent) gab an, dass offene Stellen zurzeit nicht besetzt werden könnten. Aufgrund der Tatsache, dass in vielen Unternehmen der Reisebranche kein Personalbedarf besteht, erstaunt es auch nicht, dass ein anhaltender Fachkräftemangel für ein Drittel der befragten Unternehmen (33,3 Prozent) keine Folgen entfaltet. Diejenigen, die Fachkräfteengpässe verspüren, sehen vor allem die eventuelle Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft als auch steigende Arbeitskosten sowie die Einschränkung des eigenen Angebots als mögliche negative Konsequenzen. Grundsätzlich ist das Reisegewerbe der Einstellung von ausländischen Fachkräften gegenüber positiv gestimmt. Mehr als die Hälfte der befragten Reiseunternehmen (55,0 Prozent) haben in den vergangenen Jahren Fachkräfte aus dem Ausland eingestellt. 42,1 Prozent unterstützen die Einstellung durch betriebliche Maßnahmen zur Qualifizierung der neu eingestellten Mitarbeiter. Fachkräfte aus nicht EU-Ländern anzuwerben, ist für den überwiegenden Teil der Befragten (55 Prozent) eine mögliche Option. Um dies leisten zu können, wird auch hier von vielen Betroffenen (45,0 Prozent) der Bedarf nach mehr Information oder Unterstützungsangebote gesehen.

Fazit

Der Fachkräftemangel und steigende Arbeitskosten beeinträchtigen die Entwicklung der gesamten Tourismuswirtschaft in Ostwestfalen. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz scheint eine Möglichkeit, die Engpässe zu überwinden. Um es umsetzen zu können, fehlen Unterstützungsangebote, die den bürokratischen Aufwand abmildern. Das Reisegewerbe ist durch den harten Preis- und Konkurrenzkampf und den aktuellen Pleiten in der Luftfahrt unter Druck geraten. Aufgrund der Pleiten von Thomas Cook und anderen Reiseveranstaltern ist nicht auszuschließen, dass dies deutliche wirtschaftliche Folgen für das Reisegewerbe in Ostwestfalen mit sich bringt.

 

Ein Beitrag von Dr. Claudia Auinger

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