Umfassende Reisebeschränkungen, geschlossene Firmenniederlassungen, eingeschränkte Geschäfte – der Coronavirus beeinträchtigt zunehmend auch deutsche Unternehmen in China. Sollte sich der Coronavirus weiter ausbreiten, wären auch Auswirkungen auf die Weltkonjunktur am Ende wohl nicht zu verhindern: „Der Coronavirus könnte nicht nur den bilateralen Handel zwischen China und Deutschland treffen“, befürchtet DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben, „sondern auch erhebliche Ausstrahlung auf den Welthandel insgesamt entwickeln.“
China ist für die deutsche Wirtschaft seit 2016 der wichtigste Handelspartner. Das Handelsvolumen mit Deutschland beträgt rund 200 Milliarden Euro pro Jahr. In China sind rund 5.200 deutsche Unternehmen aktiv, die vor Ort rund 1,1 Millionen Arbeitsplätze geschaffen haben. Das wirtschaftlich schwierige Jahr 2019 hat auch beim deutschen Chinageschäft Spuren hinterlassen: Laut aktuellem AHK World Business Outlook will mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen in China weniger investieren.
Chinesische Touristen in Deutschland wichtiger Wirtschaftsfaktor
Wansleben: „Es ist zu erwarten, dass der Ausbruch des Coronavirus in der Frühlingsfestperiode zunächst einen negativen Einfluss auf den Binnenkonsum und die Tourismusbranche in China haben wird. Dies wird die chinesische Wirtschaftsleistung voraussichtlich bereits im ersten Quartal 2020 zusätzlich belasten.“ Die deutschen Unternehmen vor Ort gehen davon aus, dass auch ihr eigenes Geschäft eingeschränkt sein wird. Derzeit sei jedoch noch nicht absehbar, ob und inwiefern auch langfristig aufgebaute Lieferketten betroffen sind.
Darüber hinaus trifft das von der Regierung in Peking ausgesprochene Verbot von Pauschalreisen für die eigenen Bürger einen wichtigen Faktor im Deutschland-Tourismus: Für 2018 zählte die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) etwa drei Millionen Übernachtungen von Reisenden mit chinesischem Pass in deutschen Hotels und anderen Unterkünften. Insgesamt erzielte die deutsche Tourismuswirtschaft nach DZT-Angaben mit den Touristen aus China einen Jahresumsatz von sechs Milliarden Euro.
AHK hat Hotline für Mitgliedsunternehmen eingerichtet
Viele deutsche Firmen in China arbeiten wegen des Frühlingsfestes seit Ende vergangener Woche mit reduzierter Besetzung. Sie haben bereits erste Maßnahmen ergriffen. Dazu zählen beispielsweise die Verlängerung der Feiertagsschließung, mehr Telefonkonferenzen oder Minimierung der Dienstreisen. In einigen Regionen Chinas bleiben die Büros sogar bis zum 9. Februar geschlossen. Darüber hinaus stellen sie Pläne auf, welche weiteren Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen und wie man gegebenenfalls mit einer reduzierten Mannschaft produzieren kann.
„Die deutschen Auslandshandelskammern vor Ort sind selber unmittelbar betroffen, haben aber eine Hotline eingerichtet und sind für ihre Mitgliedsunternehmen trotz der schwierigen Lage erreichbar. Denn es ist wichtig, den deutschen Unternehmen kontinuierlich aktuelle Informationen der chinesischen Behörden zur Verfügung zu stellen“, sagt der DIHK-Hauptgeschäftsführer.
Quelle: DIHK
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