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Lange Leitung

Unabdingbare Grundlage für Digitalisierungsprozesse ist der flächendeckende Ausbau von digitaler Infrastruktur. Dies geschieht durch die Glasfaserverlegung als Breitbandausbau im Boden in die Häuser sowie über Funkmasten für den flächendeckenden Mobilfunk.
Offensichtlich ist derzeit ein großer Unterschied in der Versorgung mit Glasfaser und Mobilfunk in Ostwestfalen. Während es in den Oberzentren Bielefeld und Paderborn sowie einigen weiteren städtischen Lagen zufriedenstellend ist, sind die Landkreise der Region teilweise noch sehr deutlich abgehängt.
In Sachen Mobilfunk werden seitens der Bundesnetzagentur im Frühjahr 2019 die Lizenzen für die Frequenzen der sogenannten 5G-Generation an die führenden Telekommunikationsunternehmen versteigert. 5G folgt auf 4G (LTE) sowie vormals 3G, wobei diese Technologien bisher noch nicht flächendeckend verfügbar sind. Bisher war für das Aufstellen von Mobilfunkmasten und Antennen nur die Bevölkerungsdichte maßgebend. Entsprechend gibt es zurzeit erhebliche Funklöcher in dünn besiedelten Gebieten, Wäldern, entlang von Schienenstrecken und Autobahnen, so auch in Ostwestfalen.
Die neue 5G-Technologie kann mit niedrigen Latenzzeiten die Steuerung von Robotern und autonomes Fahren ermöglichen, entsprechend wichtig ist diese Technologie aus Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Zudem kann sie Brückentechnologie für die noch im Bau befindlichen Glasfaserkabel im Boden sein. Für die Versteigerung 2019 sind vor kurzem die Rahmenbedingungen festgelegt worden. Politisches Ziel ist es, bis 2024 rund 98 Prozent der Fläche mit dem leistungsfähigen Mobilfunk auszustatten.
Die Wirtschaftsorganisationen haben sich im Vorfeld der Ausschreibung für ein 100 Prozent komplett flächendeckendes 5G-Netz mit einem sogenannten National Roaming – Öffnung der unterschiedlichen Netze der Telekommunikationsunternehmen – mit Ausbauverpflichtung eingesetzt, um Versorgungslücken, sogenannte weiße Flecken, in ländlichen Räumen zu schließen. Leider war das in Gänze nicht durchsetzbar. Für Privatkunden spielt 5G noch eine untergeordnete Rolle, da die dafür am Markt befindlichen Smartphone-Anwendungen auf 4G nutzbar sind.
Der Breitbandausbau mit Glasfaser in der Region wird seit einigen Jahren mit Bundes- und Landesmitteln gefördert. Der Bund stellte von 2014 bis 2017 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung, 2018 eine weitere Milliarde. Das ursprüngliche Ziel, 2018 50 Mbit pro Sekunde flächendeckend bereitzustellen, wurde allerdings nur in Metropolen und städtischen Räumen erreicht. Ein Digitalfonds, über den die Breitbandförderung in Zukunft finanziert werden soll, ist ebenfalls auf dem Weg. Ziel ist hier schnelles Internet mit mindestens 1 Gigabit pro Sekunde in ganz Deutschland bis 2025. Das Land NRW hat seit 2017 ebenfalls eine Gigabitstrategie vorgelegt, um Schulen, Gewerbegebiete und Krankenhäuser prioritär zu versorgen. Hierzu hat NRW seit kurzem regionale Gigabitbüros in Bezirksregierungen eingerichtet, die die Fördermittel und Projekte zu koordinieren.
Zuerst steht aber die Herausforderung, die bereits ermittelten weißen Flecken zu schließen und letzten Kilometer im Ländlichen zu bauen, noch nicht umgesetzt worden. Alle Kreise mit den Kommunen der Region und auch die kreisfreie Stadt Bielefeld haben seit 2015 gemäß der Förderbedingungen die beantragten Geldmittelzusagen für das Schließen der weißen Flecken beim zuständigen Bundesministerium erhalten. Die sogenannte Aufgreifschwelle als Förderbedingung liegt allerdings noch bei 30 Mbit pro Sekunde. Das heißt, dass nur Gebiete, an denen weniger als 30 Mbit nachgewiesen werden und die derzeitigen Betreiber negative Aussagen über die eigenwirtschaftliche Erhöhung der Übertragungsraten getroffen haben, für Förderung in Frage kommen. Unversorgte, eher abgelegene Bereiche, an denen die Förderung vorbeigeht, gibt es also nach derzeitigem Stand leider weiterhin, wenn die Aufgreifschwelle nicht geändert wird. Die meisten kommunalen Prozesse befinden sich derzeit in der Ausschreibung. Das heißt, die unterversorgten Gebiete wurden definiert und die Telekommunikationsunternehmen bewerben sich auf den jeweiligen Ausbau der Bereiche, bieten aber auch alternative Technologien an.
Derzeit ist aber für OWL ein Fördermittelstau zu verzeichnen. Da sich 2017 allerdings durch neue Ziele der Regierungen die Förderpraxis in Düsseldorf und Berlin geändert hat, sind hier in für die Umsetzung vor Ort noch Anpassungen an die Richtlinien von Bund und Land notwendig. Hinzu kommt derzeit auch noch der Mangel an Kapazitäten bei Tiefbauunternehmen, die die Glasfaserkabel in den Boden legen. Erst danach können Betreiber festgelegt werden und die neuen Kabelnetze an den Kunden gehen. Aus Sicht der Experten ist das Verlegen von Glasfaserkabeln die einzige zukunftsfähige Maßnahme, um spätere Bandbreiten über 100 Mbit/1 Gigabit dauerhaft zu ermöglichen.
Der eigenwirtschaftliche Ausbau ist eine weitere Möglichkeit, Glasfaser anzulegen. Die Stadtwerke Bielefeld investieren über ihre firmeneigene Tochter Bitel in den Ausbau des Glasfasernetzes, um es später auch zu betreiben. Die Deutsche Glasfaser geht ähnlich vor und investiert ebenfalls in verschiedenen Kommunen der Kreise Gütersloh und Paderborn. Gerade, wenn Fördermittel nicht oder erst später greifen, kann das eine gute Lösung für die Kunden sein. Entscheidend bleibt jedoch, dass sich jedes Unternehmen über die Notwendigkeit von Glasfaser und digitaler Infrastruktur klar wird. Ohne schnelles Internet werden viele Geschäftsprozesse in Zukunft kaum noch möglich sein. Hohe Mega- und Gigabitraten werden entsprechend nicht für Haushaltstarife zu haben sein. Daher raten die Wirtschaftsverbände den Unternehmen, in die zukünftige leistungsfähige digitale Infrastruktur nach Möglichkeit zu investieren und auch wertzuschätzen.

Gerald Blome, IHK

Foto: RioPatuca Images /stock.adobe.com

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