Claudia Potthast arbeitet im Mobilitätsteam beim Möbelbeschlaghersteller Hettich in Kirchlengern. Im vergangenen Jahr war sie eine von 20 Personen, die den zum ersten Mal angebotenen IHK-Lehrgang zum Mobilitätsmanager gebucht haben.
Frau Potthast, warum haben Sie sich zur Mobilitätsmanagerin ausbilden lassen?
Das Mobilitätsverhalten unserer Gesellschaft verändert sich grundlegend. Die nächsten 24Jahre und Jahrzehnte werden vom Klimawandel, der Verknappung und Verteuerung fossiler Energieträger und anderer Rohstoffe geprägt sein. Der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter erfordert nachhaltiges Handeln und eine frühzeitige proaktive Reaktion auf diese Entwicklungen mit allen gesellschaftlichen und technischen Veränderungen. Die Generation Z setzt auf „pay as you use“, auch bei Mobilität. Um auf diese neuen Anforderungen reagieren zu können, war die Ausbildung zur Mobilitätsmanagerin das bedarfsgerechte Angebot dazu.
Welche Mobilitätsprojekte haben Sie nach dem Lehrgang schon umgesetzt oder wollen Sie noch umsetzen?
Wir haben bereits einige Projekte umgesetzt, beispielsweise ein Corporate Car Sharing für Poolfahrzeuge, den Einsatz von Elektrofahrzeuge inklusive Heimladelösungen für Firmenfahrzeugnutzer und den Aufbau einer Elektro-Ladeinfrastruktur. Außerdem bieten wir ein Fahrradleasing durch Gehaltsumwandlung für Mitarbeiter an und wir haben die Firmen Car Policy hinsichtlich CO2-Ausstoß und Antriebstechnik überarbeitet. Bei unserem neu eingeführten Mobilitätsbudget besteht die Möglichkeit, das nicht ausgegebene Budget für andere Mobilitätsangebote, beispielsweise fürs Fahrradleasing, einzusetzen. Geplant sind ein Motivationsleasing, wir wollen unsere Reiserichtlinie hinsichtlich Reisevermeidung und Verkehrsmittelwahl überarbeiten und wir werden Fahrerschulungen und einen Kraftstoffsparwettbewerb anbieten.
Welchen Beitrag kann Elektromobilität in Unternehmen zur Lösung der Verkehrsprobleme leisten?
Der auf das Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter zugeschnittene Antriebsmix im Unternehmensfuhrpark kann den CO2-Ausstoss deutlich senken, Kraftstoff- und Wartungskosten sparen und die Effizienz steigern. Ein unverzichtbarer Aspekt ist Elektromobilität. Die nächste Generation der Mobilität ist aber nicht nur elektrisch. Sie ist vernetzt und autonom. Daraus folgt – sicherer, grüner und vernetzter – die Fahrzeugwelt wird grundlegend anders. Wir leasen in Zukunft Mobilität bei Hettich. Ob und wie gut uns das gelingt, haben wir selbst in der Hand.
Welchen Tipp können Sie anderen Unternehmen für die Planung umweltgerechter Mobilität geben?
Zunächst sollte eine möglichst genaue Analyse der Ist-Situation inklusive Standortanalyse und Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter erfolgen. Die Analyseergebnisse bestimmen den Anteil an E-Mobilität, Fahrrädern, E-Rollern und die erforderliche Ladeinfrastruktur. Nach der Definition der langfristigen Ziele kann der Maßnahmenplan priorisiert und umgesetzt werden. Unsere Erfahrung: Mutig sein und einfach mal testen bringt neue Erkenntnisse. Wir können den Wandel nicht aufhalten, nur verpassen.
Thomas Weitkamp, IHK
Den Artikel finden Sie auch in der Juli-Ausgabe unserer OWi
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Mobilitätsmanagement statt Fahrverbote
Mobilität ist eine wichtige Ressource, aber auch ein erheblicher Kostenfaktor in Unternehmen. Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) ist ein geeignetes Instrument, um die Erreichbarkeit des Unternehmensstandortes zu verbessern, Flächen für Parkraum einzusparen, die Attraktivität für neue Fachkräfte zu steigern und die Umweltbilanz des Unternehmens zu verbessern. Deshalb bietet die IHK Ostwestfalen in Verbindung mit der IHK Akademie Ostwestfalen auch in diesem Jahr wieder den berufsbegleitenden Zertifikatslehrgangs „Betrieblicher Mobilitätsmanager (IHK)“ an. Durch eine Förderung der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz kann die Weiterbildung kostenlos angeboten werden. Die Fortbildung startet am Montag, 16. September, Anmeldungen über die Homepage der IHK-Akademie unter www.ihk-akademie.de.
Die Qualifizierung ist konzipiert für Mitarbeiter aus Unternehmen aller Branchen und Größen und aus allen Unternehmensbereichen, beispielsweise aus den Bereichen Personal, Logistik, Fuhrparkmanagement, Energie und Facility Management. Die Teilnehmer entwickeln in ihrer Praxisarbeit ein Mobilitätskonzept, um es nachhaltig im eigenen Unternehmen umzusetzen. Weitere Infos zum Lehrgang auch bei der IHK, Thomas Weitkamp, Tel.: 0521 554-237, oder per E-Mail: t.weitkamp@ostwestfalen.ihk.de.