Sind Daten die Währung der Zukunft?

Der Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit lädt Unternehmen zu Austausch über Blockchain und Smart Contracts ein. Finanzexperte Prof. Dr. Rainer Lenz von der Fachhochschule Bielefeld hat jetzt zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld Unternehmen verschiedener Branchen aus Ostwestfalen zu einem Austausch über Blockchain und Smart Contracts eingeladen. Dabei möchte er „interessierte Personen für einen Arbeitskreis gewinnen, in dem wir voneinander lernen“, erklärte Lenz in der Begrüßung der 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese waren aus unterschiedlichen Beweggründen der Einladung gefolgt, die einen mit mehr, die anderen mit weniger Vorwissen. Alle haben den Trend erkannt, wie ein Teilnehmer feststellt: „Blockchain ist das nächste heiße Ding“. Ziel dieser Projektgruppe ist es, die Blockchain-Technologie im Detail zu verstehen, Anwendungsmöglichkeiten für unternehmerische Prozesse zu erkennen und nachfolgend als Prototyp zu testen.

Doch um was genau geht es bei Blockchain und Smart Contracts? Lenz erklärte dies zunächst am Beispiel der digitalen Währung Bitcoin. Hinter Bitcoin steckt ein Buchungssystem, das eine verschlüsselte Überweisung von einem Zusammenschluss von Rechnern über das Internet ermöglicht – ganz ohne Geldinstitut. Doch auch ohne eine Bank wird an der Überweisung verdient, indem Rechnerleistung zur Verfügung gestellt wird. Denn für den Transfer werden gigantische Datenmengen benötigt, so dass vor allem diejenigen daran verdienen, die entsprechende Rechnerkapazitäten bieten können. Die Regulierung dieser weltweiten Geldgeschäfte ist indes weitgehend ungeklärt.

Hinter dem Bitcoin-System steckt das Prinzip einer Blockchain, also einer Reihe von Datensätzen, die kryptografisch miteinander verkettet sind. Nach dem „Pionier“ Bitcoin gibt es nun weitere Entwicklungen.

Lenz blickte zurück: „Früher lebte man in einer lokalen Gemeinschaft, man kannte sich. Dann kamen Institutionen ins Spiel wie Kirche oder Banken. Der nächste Schritt war die Plattform-Ökonomie. Während ich meinen Kindern noch beibrachte, nicht zu Fremden ins Auto einzusteigen oder Fremden die Haustür zu öffnen, fahren sie heute über Internet-Mitfahrzentralen mit oder lassen über Airbnb unbekannte Leute auf ihrem Sofa schlafen. Sie vertrauen den Bewertungen der Plattform.“   Der nächste Schritt sei die ‚Distributed Ledger Technologie‘, also autonome Technologien wie Blockchain. Anwendungsmöglichkeiten lägen neben dem Bitcoin-Buchungssystem beispielsweise im Gesundheitswesen, im Meldewesen bei Ausweisen oder Grundbucheinträgen, Cloud-Speichern, im Supply Chain Management oder im Dokumentenmanagement. „Es wird dadurch auch möglich sein, selbst Daten zu verkaufen“, sagte Lenz. Smart Contracts seien eine weitere Anwendung. „Man stelle sich vor, das Auto fährt eigenständig auf einen freien Parkplatz und schließt mit dem Anbieter des Parkplatzes einen Vertrag über die Parkgebühr ab“, nannte Lenz ein Beispiel für einen Smart Contract. „Im Gegenzug ist es denkbar, dass Sie über Sensoren Daten über die Abnutzung Ihrer Autoreifen via Blockchain an den Hersteller verkaufen“. In den nächsten Monaten wird der Arbeitskreis sich weiter mit dem Thema beschäftigen.