Ein niedrigschwelliger Einstieg in die Industrie 4.0 fällt häufig schwer. Nun hat ein Forschungsteam vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA ein einfach zu bedienendes Monitoringsystem entwickelt, das aus alten Bestandsmaschinen Daten auslesen kann. IT-Fachkenntnisse und Prozesswissen sollen dafür nicht notwendig sein.
Das Interesse an Industrie 4.0 ist groß, doch viele Betriebe fragen sich, wie man Maschinen in Werkstätten oder der Produktion, die teilweise schon Jahrzehnte alt sind und bis heute zuverlässig ihren Zweck erfüllen, miteinander vernetzen kann. Eine Forschergruppe um Christoph Birenbaum, Gruppenleiter Fertigungssysteme Leichtbau am Fraunhofer IPA, hat nun einen niedrigschwelligen Ansatz entwickelt, um aus Bestandsmaschinen Daten auszulesen und Einstiegshürden für die Digitalisierung abzubauen. Daraus lässt sich zunächst einmal ablesen, ob eine Maschine störungsfrei läuft. Kurvenverläufe zeigen zudem an, welche Kräfte wirken, während die Maschine ein Werkstück bearbeitet.
Schon Basisfunktionen ermöglichen neue Geschäftsmodelle
Ein berührungsloser Wechselstrom-Messwandler nutzt die Stromzufuhr, um grundlegende Maschinendaten abzurufen, hinterlegt sie in einer Cloud und stellt sie in Form von einfach verständlichen, auf Minimalfunktionen reduzierten Graphiken in einer App dar. Daraus lässt sich zunächst einmal ablesen, ob eine Maschine störungsfrei läuft. Kurvenverläufe zeigen zudem an, welche Kräfte wirken, während die Maschine ein Werkstück bearbeitet. Darüber hinaus bietet das System nach einer kurzen Einlernphase die Möglichkeit, eine einfache Prozessüberwachung durchzuführen und zu erfassen, ob beispielsweise Zerspanungswerkzeuge neuwertig, schon etwas verbraucht oder verschlissen sind. Bei dieser Frage haben sich bisher viele Maschinenbediener auf ihr Gehör oder andere Erfahrungswerte verlassen. Jetzt zeigt ihnen die App an, wann es Zeit ist, Verschleißteile wie Bohrer, Fräsen oder Sägeblätter auszutauschen.
Kein Fachwissen erforderlich
Im Gegensatz zu bestehenden Retrofit-Lösungen setzt der Ansatz von Birenbaum und seinem Team weder IT-Fachkenntnisse noch Prozesswissen voraus. Der Forscher schätzt, dass es dereinst schon für rund 150 Euro zu haben sein könnte. Noch allerdings existiert das Retrofit-Monitoringsystem nur als Prototyp. Er wird derzeit in einem Entwicklungsprojekt zusammen mit einem Partner weiter vorangetrieben. Dabei wird unter anderem die Software um Elemente der Künstlichen Intelligenz ergänzt. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.ipa.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/maschinendaten-ueber-das-anschlusskabel-abrufen.html