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IHK NRW Gründungsreport: Neue Gründer braucht das Land

Die IHK NRW untersuchte zum zweiten Mal das Gründungsklima in Nordrhein-Westfalen. Fazit: Die Zahl der Gründungen geht weiter zurück, bereits eingeleitete Gegenmaßnahmen greifen erst in diesem Jahr.

Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen entwickelt sich seit nunmehr zehn Jahren außerordentlich positiv, die Wachstumsraten sind hoch, die Zahl der Erwerbstätigen steigt. Doch zunehmend macht sich in der Wirtschaft ein gravierendes Problem bemerkbar: Immer weniger Menschen wagen den Sprung in die Selbständigkeit und gründen ein eigenes Unternehmen. Allein seit dem Jahr 2014 sank die Zahl der jährlichen Unternehmensgründungen von knapp 70.000 auf unter 60.000 im Jahr 2017. Das Problem wird verschärft durch einen weiteren Effekt des demografischen Wandels: Die Generation der Babyboomer geht in Rente und damit viele Inhaber von Familienunternehmen. Laut einer Studie von IHK NRW suchen in den nächsten zehn Jahren rund 65.000 Familienunternehmen einen Nachfolger.

IHK NRW befragte daher zum zweiten Mal seit dem Jahr 2017 Unternehmensgründer in NRW, um zu erfahren, was sie anspornt, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen beziehungsweise was sie davon abhält: In welchen Bereichen werden sie aktiv? Wie finanzieren sie ihre Gründung? Und erfüllen sich ihre Erwartungen? Dazu wurden zu Anfang dieses Jahres an 10.000 Gründer, die im ersten Halbjahr 2018 mit ihrem eigenen Betrieb starteten, ein Fragebogen versendet. 585 von ihnen antworten, womit eine ausreichende statistische Grundlage gegeben ist.

Wie schon bei der ersten Studie überraschte bei der Auswertung der Fragebögen, wie schnell sich in Nordrhein-Westfalen die Gründer für den Schritt in die Selbständigkeit entschlossen – knapp 72 Prozent brauchten für die Vorbereitungsphase weniger als sechs Monate. Gut 16 Prozent nahmen sich bis zu einem Jahr Zeit, gut zwölf Prozent brauchten mehr als ein Jahr zur Vorbereitung. Auffällig ist ebenfalls unverändert, dass nur wenige Gründer sich beraten lassen. Nahmen im Jahr 2017 gut 22 Prozent der Befragten eine Gründungsberatung in Anspruch, waren es nun sogar nur 20 Prozent.

Wie schon bei der Untersuchung aus dem Jahr 2017 starten die die meisten der befragten Gründer mit relativ wenig Kapital. Mehr als die Hälfte setzte weniger als 5.000 Euro ein, knapp 28 Prozent bis zu 25.000 Euro, rund 10,5 Prozent bis zu 100.000 Euro; 9,5 Prozent investierten mehr als 100.000 Euro. Die Zahl der Gründer, die mehr als 100.000 Euro investieren, stieg dabei um zwei Prozentpunkte, ein Grund dafür könnte das aktuell sehr niedrige Zinsniveau sein. Fast 80 Prozent (und damit etwas mehr als im Jahr 2017) setzen ausschließlich auf eigenes Geld, nur 21 Prozent nutzten zur Gründung Fremdkapital.

Fast 28 Prozent der Befragten sehen keinerlei Schwierigkeiten bei der Unternehmensgründung, und zwar welcher Art auch immer. Vor zwei Jahren lag dieser Wert allerdings drei Prozentpunkte höher, so dass gründen in den vergangenen beiden Jahren nicht einfacher geworden ist. Mehr als 46 Prozent der Befragten bemängelten den „großen bürokratischen Aufwand“.

Befragt nach ihrer wirtschaftlichen Situation, fielen die Antworten schlechter aus als in der vergangenen Studie. Konnten die Gründer aus dem Jahr 2016 nach einem knappen Jahr der Selbständigkeit zu knapp 55 Prozent mit ihren Einnahmen über die Runden kommen, waren es nun nur noch knapp die Hälfte. Bei knapp 27 Prozent wird dies in spätestens einem halben Jahr der Fall sein (2017: 28,5 Prozent); knapp 22 Prozent sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels.

39 Prozent der Befragten bescheinigen dem Land ein gutes oder gar sehr gutes Gründerklima. In der Studie aus dem Jahr 2017 waren es noch knapp die Hälfte der Befragten. Im Gegenzug stieg nun der Anteil derjenigen, die das Gründungsklima nur als befriedigend oder als ausreichend einschätzen, von knapp 41 auf 49 Prozent.

Bei dieser Veränderung ist allerdings zu beachten, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in den letzten beiden Jahren insgesamt und in einzelnen Branchen verschlechtert hat. Zudem sind einige Maßnahmen zur Vereinfachung und Förderung der Unternehmensgründung erst zum 1. Juli 2018 in Kraft traten. Die befragten aus der aktuellen Studie konnten davon noch nicht profitieren, da sie in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 den Schritt in die Selbständigkeit unternahmen. „Hier ist insbesondere das Gründerstipendium zu nennen, das nicht unerhebliche finanzielle Anreize setzt, oder das Gründerserviceportal NRW, das Gewerbean- und -ummeldungen online ermöglicht und damit das Verfahren erheblich vereinfacht“ so André Berude Fachbereichsleiter Existenzgründung. „Insofern wird es interessant sein zu sehen, wie sich das Gründungsklima in den kommenden beiden Jahren verändern wird.“

Neu in der Studie 2019 war eine Befragung zum Thema Unternehmensnachfolge. Um zu ergründen, wie man eine Unternehmensübernahme erleichtern könnte, wurden die Mitglieder der sogenannten Nachfolger-Clubs befragt, die die IHKs in NRW schon vor einiger Zeit gründeten.

Die erste Erkenntnis aus dieser Erhebung lautet: Aktuell ist der Kreis der Interessenten relativ eingeschränkt. Es handelt sich überwiegend um Männer im Alter zwischen 40 und 59 Jahren, die bereits über eine hohe Berufserfahrung verfügen und diese nun in einem eigenen Unternehmen einsetzen wollen, ohne deswegen mit einer Neugründung sozusagen bei null anfangen zu wollen. Knapp zwei Drittel der Befragten sind als Geschäftsführer tätig.

Um Schwung in das Thema Unternehmensnachfolge zu bekommen, wäre es wichtig, auch andere Zielgruppen zu aktivieren. An erster Stelle sind hier die Frauen anzusprechen, die sich bisher kaum mit einer Übernahme beschäftigen. „Aber auch jüngere Fachkräfte mit dem entsprechenden Know-how könnten einen frühzeitigen Start in die Eigenständigkeit wagen. Nicht jeder braucht die Erfahrung als Geschäftsführer für eine Gründung“, so André Berude.

Die IHK NRW wird die Studie regelmäßig aktualisieren, um die gewonnen Erkenntnisse zu verstetigen.

Hier können Sie den Gründungsreport 2019 herunterladen: Gründungsreport 2019

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