Frauen sind in der Gründungsszene unterrepräsentiert. Damit bleibt ein enormes unternehmerisches Potenzial ungenutzt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld möchte mehr Frauen für eine Gründung oder Unternehmensnachfolge begeistern. Zum internationalen Frauentag und dem 175-jährigen IHK-Jubiläum in diesem Jahr hat die IHK die Veranstaltung „Frauen und Gründung: Erfolgsfaktor Selbstwirksamkeit. Von inspirierenden Jung-Unternehmerinnen lernen“ ausgerichtet. Im NATIVES, einer Kommunikations- und Beratungsagentur in Bielefeld, hatten interessierte Frauen die Gelegenheit, mit Gründerinnen ins Gespräch zu kommen.
Gründerinnen berichten im Best-Practice-Talk
Aus erster Hand berichteten Yasemin Kesti (Jobooking, Bielefeld), Jessica Thamm (NATIVES, Bielefeld), Victoria Görlich (Hafergut Müsli, Bünde) und Jana Uthe (Interior Design, Paderborn) von ihren Erfahrungen. Die vier Jung-Unternehmerinnen stellten sich den Fragen von Moderatorin Melanie Adriaans und gaben im Best-Practice-Talk spannende Einblicke. Den Veranstaltungstitel griff Business Coach Nathalie Emas (Superheldinnen Coaching) in ihrem Vortrag „Wie du deine Unternehmerinnen-Reise selbstwirksam gestaltest!“ auf.
Das Zutrauen, dass das eigene aktive Handeln positive Veränderungen hervorrufen kann, gilt nicht ohne Grund als Eckpfeiler der Entrepreneurship Education. Dass das Event am Freitag mit 70 Anmeldungen restlos ausgebucht war, zeigt ein generell großes Interesse von Frauen am Thema Gründung.
Frauenanteil liegt bei Gründungen bei 37 Prozent
In ihrer Begrüßung ging IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke darauf ein, dass in NRW der Anteil der Frauen bei den Gründungen insgesamt aktuell bei 37 Prozent liegt. Mit rund 20 Prozent noch niedriger ist die Gründerinnenquote bei den Start-ups. Nur bei jeder vierten Unternehmensnachfolge rückt eine Frau an die Führungsspitze.
„Dieses allgemeine Bild spiegelt sich auch im Bezirk der IHK Ostwestfalen wider. Hier geht rund jede dritte Gründung auf Frauen zurück. Und ich sehe noch großes Potenzial“, sagte Petra Pigerl-Radtke.
Es fehlen weibliche Vorbilder
Warum es bislang aber zu diesem Ungleichgewicht kommt, hat die Studie „Gründen und Nachfolgen durch Frauen in NRW“ untersucht, die durch die IHKs in Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben und im vergangenen November veröffentlicht wurde. 1.400 Unternehmensgründerinnen und -nachfolgerinnen nahmen daran teil.
Kathrin Teschke, IHK-Referentin für Existenzgründung, stellte die Studienergebnisse im NATIVES vor: Zu den Herausforderungen zählten demnach strukturelle Barrieren, wie etwa der bürokratische Aufwand. Aber ebenso die Tatsache, dass die Gründungslandschaft in NRW stark männlich geprägt sei.
„Aus Sicht der Befragten gibt es eine Vielzahl an männlichen Gründungsvorbildern, während es an weiblichen Vorbildern fehlt“, erklärte Kathrin Teschke. Um dem entgegenzuwirken, seien inspirierende Praxisbeispiele von Gründerinnen auch fester Bestandteil bei Veranstaltungen und Publikationen der IHK Ostwestfalen zum Thema Gründungen.