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65 % erneuerbare Energien bis 2030: Deutschland weiter ohne Plan

Wie lange hält die Große Koalition in Berlin noch? Diese Frage überlagert derzeit alle Themen der Energie- und Umweltpolitik. Doch vieles aus dem Koalitionsvertrag ist noch nicht abgearbeitet. Hierzu zählt das Ziel, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen, um deren Anteil am Bruttostromverbrauch bereits bis zum Jahr 2030 auf 65 Prozent zu steigern. Derzeit ist der Ausbau noch gesetzlich auf etwa 50 Prozent angelegt. 15 Prozentpunkte zusätzlich bedeuten beim derzeitigen Stromverbrauch eine Steigerung der Erzeugung aus erneuerbaren Energien um 90 Terawattstunden (TWh). Das ist etwa die Hälfte dessen, was alle bisher installierten Wind an Land- und Photovoltaik-Anlagen jährlich produzieren. Dieser Zuwachs könnte durch eine Verdopplung der Onshore-Windkraft-Leistung oder eine Verdreifachung der installierten PV-Leistung erreicht werden.

Wie es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien weitergeht, ist für alle Unternehmen von größter Bedeutung. Für die Hersteller von Wind- oder PV-Anlagen gestaltet die Quote den Markt. Die Betreiber konventioneller Kraftwerke müssen wissen, wieviel Strommarkt ihnen verbleibt, wenn der mit Einspeisevorrang ausgestattete Strom aus Wind und Sonne verstärkt die Versorgung übernimmt. Davon hängt ab, ob und wie lange sich Investitionen in vorhandene Kraftwerke lohnen. Schließlich haben alle gewerblichen Stromverbraucher das Interesse, ohne Unterbrechung und zu bezahlbaren Preisen versorgt zu werden.

Doch mit welchem Mix erneuerbarer Energien soll das 65 %-Ziel erreicht werden? Wieviel Wind, wieviel Photovoltaik (PV) soll es sein? Mit diesen Fragen setzt sich seit Beginn des Jahres eine Arbeitsgruppe (AG) Akzeptanz auseinander. Mitglieder sind Bundestagsabgeordnete aus der Union und der SPD. Sie diskutieren auch die Frage, wieviel Offshore-Wind 2030 möglich ist. Derzeit ist das Ziel eine installierte Leistung von 15 GW. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, das gemeinsam mit der Bundesnetzagentur für die Flächenausweisung zuständig ist, hält nur eine sehr moderate Erhöhung des aktuellen Ausbauziels für möglich. Hintergrund ist die Netzanbindung, die aufgrund der Planungs- und Genehmigungsverfahren sehr langwierig ist. Ein signifikanter Beitrag zum 65 %-Ziel ist von Wind auf See deshalb nicht zu erwarten.

Neben der Frage des Strommixes aus erneuerbaren Energien geht es – wie der Name der AG nahelegt – auch um Fragen der Akzeptanz des Ausbaus in der Bevölkerung. Hintergrund ist, dass der Zubau, vor allem der Windkraft an Land, eingebrochen ist. Im ersten Quartal 2019 wurde der schwächste Zubau seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 verzeichnet. Problem ist neben den langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren, dass viele Projekte beklagt werden. Diskutiert werden derzeit Maßnahmen, um die Kommunen und die Nachbarn neuer Windparks finanziell stärker an den Projekten zu beteiligen. Billiger wird der Aufbau der Windkraft dadurch in jedem Fall nicht.

Der ursprüngliche Arbeitsplan der AG Akzeptanz sah vor, bis Ende März Ergebnisse vorzulegen. Anfang Juni ist ein Ende der Debatten nicht in Sicht – und ob es ein solches überhaupt gibt, bleibt offen. Nicht auszuschließen ist, dass das Klimakabinett sich des Themas annimmt und es mit dem Thema CO2-Bepreisung verbindet. Die nächste große EEG-Novelle muss bis spätestens im Sommer 2021 abgeschlossen sein. Dann endet die Frist für die Umsetzung der novellierten Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU.

Quelle: DIHK

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