Energiewende-Barometer 2021: Rahmenbedingungen hemmen Umsetzung in betriebliche Praxis

Die deutsche Wirtschaft investiert immer stärker in betrieblichen Klimaschutz und in die eigene Energieversorgung. Zugleich nimmt die Verunsicherung wegen unklarer oder widersprüchlicher Rahmenbedingungen zu. Das zeigt das Energiewende-Barometer. Aus den Ergebnissen der bundesweiten Unternehmensbefragung geht hervor, dass der Anteil der Unternehmen, die Maßnahmen zur besseren Energieeffizienz eingeleitet haben, von 35 auf 38 Prozent angestiegen ist. Besonders deutlich nimmt demnach die Nutzung der Elektromobilität zu: 65 Prozent der Betriebe haben sich bereits entsprechende Fahrzeuge angeschafft oder planen dies, ein Plus von fünf Prozentpunkten.

Betriebe nehmen mehr Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit wahr
Allerdings sehen die Unternehmen insgesamt wieder stärker die Risiken der Transformation für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Auf einer Skala von minus 100 („sehr negativ“) bis plus 100 („sehr positiv“) bewerten sie die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit durchschnittlich mit minus 6,7 und damit kritischer als im Vorjahr (2020: minus 2,5). Noch 2017 hat der Wert im positiven Bereich gelegen.

Für inzwischen 30 Prozent der Unternehmen wirkt sich die Energiewende negativ auf das eigene Geschäft aus – nach 26 Prozent im Vorjahr. In der Industrie sind sogar 43 Prozent der Betriebe negativ betroffen. Angesichts der hohen Bedeutung der Industrie für die Wertschöpfung in Deutschland ist dieser hohe Wert besonders beunruhigend. Lediglich 19 Prozent über alle Branchen hinweg sehen hingegen eine positive Wirkung.

Wirtschaft vor zahlreichen Hürden
Defizite werden vor allem in langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren, dem schleppenden Ausbau von Stromnetzen und erneuerbaren Energien sowie den hohen Steuern, Abgaben und Entgelten, insbesondere auf Strom, gesehen. Zudem verteuert die dieses Jahr eingeführte CO2-Bepreisung die Rechnung für Gas und Öl, wovon insbesondere im internationalen Wettbewerb tätige Mittelständler betroffen sind. Die für die Erfüllung der Klimaschutzziele notwendigen Rahmenbedingungen blieben unklar, den Betrieben fehlt damit die zentrale Planungsgrundlage.

Ein Beispiel sind die trotz Deckelung der EEG-Umlage stetig weiter steigenden Strompreise. Die Unternehmen benötigen immer mehr Grünstrom aus dem Netz und vom eigenen Dach, um die von der Politik gesteckten Ziele zu erreichen. Aufgrund der Belastung mit Umlagen ist Strom aber häufig zu teuer, um den Einsatz von Gas und Öl zu ersetzen. Zugleich wird die Realisierung zusätzlicher Einsparpotenziale in der Praxis immer anspruchsvoller.  Schließlich sind die meisten tiefhängenden Früchte bereits geerntet, wie das Barometer zeigt. Über die Hälfte der Unternehmen sehen keine oder nur marginale Einsparmöglichkeiten in den kommenden fünf Jahren. Und das trotz gestiegener Strom- und Energiekosten.

Empfehlungen an die neue Bundesregierung
Die größten Zustimmungen der Unternehmen erreichen mit jeweils über 95 Prozent die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und der Netzausbau. Zudem empfehlen die allermeisten Unternehmen (86 Prozent), Steuern und Abgaben auf den Strompreis zu senken. Knapp zwei Drittel der Betriebe raten außerdem dazu, die Klimaschutzanstrengungen auf einen umfassenden Emissionshandel zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang plädieren vier von fünf Unternehmen dafür, die nationale CO2-Bepreisung in ein europäisches System zu überführen und damit vergleichbare Wettbewerbsbedingungen in Europa zu schaffen. Den meisten Unternehmen ist zudem Technologieoffenheit wichtig – etwa bei CO2-armem Wasserstoff oder im Bereich der Mobilität

Sie finden das IHK-Energiewende-Barometer 2021 hier.

Quelle: DIHK

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