Groß und scharf sind die Zähne am Sägeblatt der Formatkreissäge, die neugierige Blicke auf sich zieht. Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, welchen Schaden sie anrichten kann, sollte es zu einem Unfall kommen. „HAND GUARD“ heißt die Erfindung der ALTENDORF GmbH, die genau das verhindern soll. Das Sicherheitsassistenzsystem präsentiert der Betrieb aus Minden beim KI-Kongress an der Hochschule Bielefeld. Im Rahmen einer Expo stellen hier mehrere ostwestfälische Unternehmen vor, mit welchen findigen Ideen sie sich dem Thema Künstliche Intelligenz widmen.
„Es gab keine Norm und keine Erfahrung“, sagt Andreas Neuendorf, Leiter Steuerungstechnik bei Altendorf. Eine Ausgangslage, die alle Pioniere kennen. Die Mindener haben sich auf den langen Weg begeben, selbst eine Maschinensicherung zu entwickeln. „2018 haben wir angefangen, Ende 2022 wurden die ersten Geräte ausgeliefert“, erklärt Altendorf. Entstanden ist ein System, das Gefahren deutlich früher erkennt, als andere Sägen auf dem Markt. Die Weltneuheit wurde bereits mit dem OWL-Innovationspreis ausgezeichnet.
Sichere Säge: Altendorf zeigt Weltneuheit
Daniel Baumann ist Entwicklungsingenieur bei Altendorf. Er erklärt den Interessierten am Expo-Stand, wie das System funktioniert: „Über dem Sägeblatt sind zwei Kameras angebracht. Sie bestimmen die Hand-Position exakt.“ Zur Demonstration bewegt Baumann seine Hand Richtung Sägeblatt. Auf einem Monitor ist zu erkennen, wie sich ein imaginäres Rechteck um die Hand legt – immer mit etwas Abstand zu den Fingern. Sobald das Quadrat den gefährlichen Bereich erreicht, stoppt die Maschine und das Sägeblatt wird abgesenkt. „Das passiert in einer Viertelsekunde. Das System stoppt, bevor die Hand verletzt werden kann“, sagt Baumann.
Schneller, intelligenter, rechtzeitiger, nutzerfreundlicher – mit diesen Attributen bewirbt Altendorf die Erfindung auf der eigenen Website. „Sicherheit geht immer vor“, sagt Andreas Neuendorf. Doch das System soll nicht nur den Menschen schützen, es schone darüber hinaus auch Material und Maschine. Diesen Mehrwert würden auch die Kunden zu schätzen wissen. „Das Feedback ist insgesamt gut. Aber wie immer, wenn etwas neu ist, müssen sich auch manche erst an die neue Technik gewöhnen“, sagt Neuendorf.
Expo an der Hochschule Bielefeld
„Altendorf hat echte Pionierarbeit geleistet“, lobt Unternehmer und Wissenschaftler Wilhelm Klat, der in doppelter Rolle an der Expo mitwirkt. Als Mit-Organisator moderiert er und tritt zudem als Geschäftsführer der CIRCOVISION UG aus Borchen mit einem eigenen Stand auf. „Wir haben einer künstlichen Intelligenz beigebracht, gebrauchte Bauteile zu prüfen, damit sich das nicht Menschen anschauen müssen“, beschreibt Klat. KI hilft bei der Kreislaufwirtschaft – so bringt er die Idee von CircoVision auf den Punkt.
Neben Altendorf und CircoVision präsentieren sich in der Hochschule noch die ARTITEX GmbH (Bielefeld), die CREOS LERNIDEEN UND BERATUNG GmbH (Bielefeld), die BITVOX CONNECTED ACOUSTICS GmbH (Bielefeld), die MACHINE2HUMAN SOLUTIONS GmbH (Minden) sowie SMARTSQUARE GmbH (Bielefeld). Komplettiert wird die Runde der sieben regionalen Akteure noch vom Arbeitskreis KI IM MITTELSTAND, der ebenfalls mit einem eigenen Stand vor Ort ist.
Der Impuls für die Expo kam von den Teilnehmenden selbst. „Wer macht in der Region eigentlich was mit KI? Das war die Frage, die bei allen im Raum stand“, erklärt Klat den Hintergrund der Expo.
Gemeinsam Herausforderungen bewältigen
Die Unternehmen stünden immer vor ähnlichen Herausforderungen. Der Austausch helfe dabei, voneinander zu lernen. Das hat auch Thomas Brinkhoff vor, Geschäftsführer der Artitex GmbH, die ein System zur Erkennung von Fehlstichen in der Textil- und Bekleidungsindustrie entwickelt hat. Produktionsdatenerfassung in Echtzeit. Nach der Präsentation von Altendorf baut Brinkhoff während seiner eigenen Vorstellung direkt gedanklich die Brücke zu seinem Unternehmen. „Wenn ich an das Thema Arbeitssicherheit denke, muss ich mich auch mit Altendorf vernetzen“, meint Brinkhoff. Unfälle vermeiden an der Nähmaschine – das bietet Potenzial für die nächste Innovation.
Das Beispiel zeigt, wie wichtig die Vernetzung der kreativen Köpfe ist. Das findet auch Wilhelm Klat, der in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Arbeitskreises „KI im Mittelstand“ hervorhebt. „Es gibt bereits mehrere Unternehmen, die aus dem Arbeitskreis entstanden sind. CircoVision etwa, oder auch Artitex“, sagt Klat. Auf der Expo im Rahmen des KI-Kongresses an der Hochschule haben die Unternehmen die Möglichkeit, sich einem überwiegend jungen Publikum zu präsentieren. „Bei Artitex haben sogar Studierende mitgewirkt“, erklärt Klat.
Gut vernetzt dank Arbeitskreis „KI im Mittelstand“
KI-Arbeit an der Basis, könnte man es nennen. Es zeigt aber auch, wie sich Künstliche Intelligenz ausbreitet und welchen Einfluss sie nehmen wird. Klat ist sich sicher, dass irgendwann „überall KI drin sein wird“ und man entsprechend offen gegenüber neuen Technologien sein muss. Um das zu unterstützen, möchte er mit seiner Arbeit weiter für das Thema sensibilisieren: „Ich glaube, dass für das Verständnis Grundlagenwissen sehr hilfreich ist.“
Der Arbeitskreis „KI im Mittelstand“ beschäftigt sich mit dem Praxiseinsatz von Künstlicher Intelligenz im Mittelstand. Es ist ein Netzwerk für die Region Ostwestfalen-Lippe. Über KI informieren, Erfahrungen austauschen und Projekte realisieren – diesen Ansatz verfolgt der Arbeitskreis. Er richtet sich an alle an Künstlicher Intelligenz Interessierten. Viermal im Jahr treffen sich die Mitglieder zu einem regelmäßigen Austausch. Unterstützt wird der Arbeitskreis durch die IHK Ostwestfalen.
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